Samstag, 24. März 2012

Larnaca (Zypern)

Von Anfang an stand diese Tour unter keinem guten Stern. Die Spieltage in Zypern werdern erst eine Woche vorher genau terminiert, aber im Rahmenplan war das Derby APOEL – Omonia stets auf Sonntag terminiert und der gesamte Rest auf Samstag, also konnte man durchaus davon ausgehen, dass zumindest das Derby fix auf Sonntag gesetzt war, die Uhrzeit sollte uns ja egal sein. Nach der festen Terminierung bestätigte sich das auch zuerst, um es dann aber zwei Tage später, also zwei Tage vor Abflug endgültig auf Freitag zu legen. Da unser Flieger erst 18 Uhr landete und das Spiel um 16 Uhr anfing war das Hauptspiel der Tour schon mal unmöglich! Dann sollte doch wenigstens noch ein Spiel in Nordzypern mitgenommen werden, das war soweit auch perfekt, denn Samstag um 14:30 Uhr sollte dort das Topspiel (1. Gegen 3.) im größten Stadion des Nordteils stattfinden und dies hätte man dann mit einem Erstligaspiel im Südteil doppeln können. Aber Nein, denn unser Pech sollte ja schließlich weiter gehen, ebenfalls zwei Tage vor Abflug wurden alle Spiele in Nordzypern auf Sonntag 15:30 Uhr verlegt, für uns somit völlig sinnlos! Trotz dieser schlechten Vorzeichen machten wir uns zu dritt auf den Weg. Nachdem das Auto in Weeze abgestellt wurde ging es mit dem Bus zum Flughafen, in den Flieger und los. Gelandet, den Mietwagen abgeholt (hierfür sollten wir eine zusätzliche Flughafensteuer von 20€ bezahlen, die angeblich überall zu zahlen sei – nach einigen Diskussionen wurde diese Gebühr aber einfach gestrichen!) und ab durch den Linksverkehr in die Stadt zum Hotel. In der Theorie ganz einfach, in der Praxis ohne Navi und mit den griechischen Schriftzeichen auf der Karte und den nur selten vorhandenen Straßenschildern aber doch eine Herausforderung. Nachdem man sich durchgefragt hatte wurde das „Hotel Cactus“ auch erreicht – Sehr einfach, aber sauber und für 35€ pro Nase im Dreibettzimmer für drei Nächte incl. Frühstück ein absoluter Schnapper. Nach einem leckeren Grillteller und ein paar Bierchen ging es dann auch zurück ins Hotel. Nach dem Frühstück stand dann am nächsten Morgen erst mal Sightseeing auf dem Programm und  nachdem die Hala Sultan Tekke Moschee, das Kloster, die Lazaros Kirche, das türkische Kastell, die schöne Landschaft usw. begutachtet waren stand das erste Spiel auf dem Plan.


Sa 24.03.12 15:30 Asil FC Lyssi – AE Zakakiou 6:0, Stadio Grigoris Afxentiou, 3. Division, 80 Zuschauer

Der Eintritt war frei und somit gab es auch keine Eintrittskarten, aber davon konnte man hier eigentlich auch schon ausgehen. Das Stadion / der Sportplatz hat nur einen Ausbau auf einer Seite, ein Stahlgerippe mit Holzbowlen als Sitzmöglichkeit. Vier davon auf einer und Sieben davon  auf der anderen Seite des mittig überdachten Teils der Tribüne, der dann auch mit Plastiksitzen ausgestattet ist. Auf der Gegenseite hat man aber einen schönen Blick auf das direkt hinter dem Platz liegende Aquädukt, auch gant nett. Die „Asil Yellow Ultras“ sorgten das gesamte Spiel über für etwas Stimmung, Unterhaltung und Gelächter. Sie zündeten ständig, wenn auch nur bessere Silvester Überbleibsel und keine „richtige“ Pyrotechnik und unterstützten das Team mit Trommel, Gesang und  selbstgebasteltem Tifo. Wenn man bedenkt, dass die Jungs alle so zwischen 12 und 15 Jahre alt gewesen sein dürften, ging das in Ordnung und es kann mal was aus ihnen werden. Die sechs Tore machten das ansonsten doch sehr langweilige Spiel dann auch recht unterhaltsam. Mit dem hier getroffenen Regensburger ging es dann zum nächsten und eigentlichen Spiel des Tages.


Sa 24.03.12 18:00 AEK Larnaca - Anagennisi FC Deryneia 2:0, Athlítiko Kentro Zenon, 1. Division, 800 Zuschauer

Nach nicht einmal fünf Minuten war man dann auch schon da und nachdem für jeden noch ein Bierchen bzw. Cider im kleinen Shop nebenan geholt und getrunken wurde konnte man rein gehen. Doch was war das? Auch hier freier Eintritt und keine Karte. Auf unsere Nachfrage hin erklärte man das mit dem letzten Spieltag und der Bedeutungslosigkeit dieses Spiels und des Gegners. Allerdings bekamen wir auf erneute Nachfrage bei der netten und hübschen Pressevertreterin, unsere Eintrittskarten, die fertiggedruckt im Kassenhäuschen nebenan lagen, muss man nicht verstehen. Das Stadion ist schon sehr nett und bietet auf beiden Seiten große Sitztribünen mit ausgeblichenen Plastiksitzen bis knapp hinters Spielfeld gezogen. Vom Spielfeld ist man durch einen großen Graben getrennt und auf der Haupttribüne befindet sich mittig im oberen Bereich der Tribüne ein überdachter Teil. Hinter den Toren gibt es keinen Ausbau, nur Graswälle mit Bäumen, auf einer Seite befindet sich dort noch eine Uhr auf einer Art Leiter und auf der andern Seite eine Sprecherkabine. Stimmung: Fehlanzeige und das Spiel riss einen auch nicht vom Hocker. Zur Halbzeit wechselte man auf die gegenüberliegende Seite um noch ein paar andere Fotos schießen zu können und nahm sich vom Büdchen verbotenerweise noch zwei Bier/Cider mit rein. Zumindest fürs Stadion hat sich der Besuch gelohnt.
Nach dem Spiel wurde  das Auto am Hotel abgestellt und nachdem man feststellte, dass der Kollege direkt gegenüber untergekommen ist, ging es zu viert auf Achse. Nach einem guten Essen mit den dazugehörigen Bierchen verabschiedete sich Fahrer Patrick frühzeitig ins Bett. Wir drei zogen noch etwas weiter, zuerst in einen völlig überteuerten Schuppen, Bar/Disco/Puff oder was weiß ich, indem man uns wohl nicht wollte, da auf der Rechnung vier Euro pro Bier auftauchten. Danach ging es in eine kleine Absteige in der wir in einer Art Vorzelt saßen. Hier gab es das Bier zum normalen Preis und es wurde sich ausgiebig mit den Einheimischen unterhalten, so verlief der späte Abend sehr nett. Zum Abschluss sollte es noch ein Ouzo sein, ein Ouzo ist hier aber ein 0,2 Liter Glas (nicht mit Wasser verdünnt!) und so wurde es doch noch etws später. Ich probierte dann auch noch einen Schluck einheimischen Schnaps, der wirklich nur nach Spiritus schmeckte und mir zumindest gefühlt den Rest gab, der einheimische Kollege hatte von der 48%igen Plörre aber immerhin drei oder vier leere 0,2er Flaschen vor sich stehen, Respekt. Marius, der zwischenzeitlich schon vom Hocker gefallen ist und ich machten uns dann auf den Heimweg, Moritz blieb noch ein bißchen, es war ja auch erst halb drei.


Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück in Richtung Limassol. Moritz wollte eigentlich mitkommen, verschlief aber und wie sich später rausstellen sollte hatte er damit Glück gehabt. Vor Ort wurde sich dann im Stadion zuerst vergewissert, dass das geplante Spiel auch mit Zuschauern stattfinden darf, was zwischenzeitlich durch eine Strafe nach vorherigen Ausschreitungen auch nicht sicher war. Dann ging es weiter zum Besichtigen der römischen Ausgrabungen und des römischen Theaters nach Kourion. Nun sollte es nach Paphos gehen, sollte. Als wir auf die Autobahn fahren wollten passierte es. Marius schreit Halt, Stopp, Achtung oder was auch immer, ich als Beifahrer wende deshalb meinen Blick von der Straßenkarte nach oben und sehe aus dem Seitenfenster ein Auto in weniger als 1m Entfernung, Zusammenstoß unvermeidbar! In diesem Bruchteil einer Sekunden gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, war‘s das, Leben vorbei? Dann ein lauter Schlag. Einige Minuten reiner Schockzustand, ohne, dass ich mich bewegen kann. Wir haben uns gedreht, einmal, zweimal, dreimal? Keine Ahnung! Die Airbags rauchen, ich springe aus dem Auto, Patrick ist schon draußen, Marius blutet stark, die Scheiben sind gesplittert, ich frage ob es ihm gut geht, soweit alles in Ordnung, also geb ich ihm eine Packung Tempos für die Wunde, ich frage ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat, ja geklärt. Mehr bekomm ich einfach nicht auf die Kette! Zu groß ist der Schock! Zum Glück ist ein deutsches, auf Zypern lebendes Ärzte Ehepaar zur Stelle, die auf griechisch, englisch und deutsch zwischen uns, der Polizei, der Feuerwehr und den Ärzten vermitteln, denn englisch ist in diesem Moment nur teilweise vorhanden, wenn dann aber überraschend gut. Irgendwann schneidet die Feuerwehr die Türe raus, später wird Marius im Krankenwagen abtransportiert, Patrick fährt mit, ich bleibe am Unfallort um noch die restlichen Details zu klären. Dann fahren mich die deutschen Ärzte ins Krankenhaus, klären dort och nalles mit den Ärzten ab. Ich steh zu dieser Zeit schon länger in Kontakt mit Marius‘ Eltern und muss ihnen mitteilen, dass er einen gebrochenen Oberschenkel, drei gebrochene Rippen und eine Platzwunde an der Stirn hat. Patricks Finger wurde geröntgt, nicht gebrochen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Beschwerden. Dann fuhren uns die Ärzte sogar noch zurück zum Hotel, vorbei am Stadion in Limassol das schon recht gut gefüllt war und indem in knappen 20min das Spiel beginnen sollte, aber daran haben wir in diesem Moment überhaupt nicht gedacht. Vielen Dank an diese beiden Ärzte, ohne sie wäre das alles wohl wesentlich schwerer gewesen, diese Hilfsbereitschaft ist alles andere als selbstverständlich! Am Abend hatte ich dann auch Rippen, Nacken und Schulterschmerzen. Am Montag flogen wir dann zurück und Marius musste im Krankenhaus bleiben, konnte dann aber zum Glück nach Deutschland überführt werden. Ich hatte ne Rippenprellung und musste ne Woche krankgeschrieben werden, aber wenn man sich überlegt was dabei hätte passieren können, hatten wir noch verdammtes Glück im Unglück, auch wenn Marius das evtl. etwas anderes sehen könnte.