Von Anfang an stand diese Tour unter keinem guten
Stern. Die Spieltage in Zypern werdern erst eine Woche vorher genau terminiert,
aber im Rahmenplan war das Derby APOEL – Omonia stets auf Sonntag terminiert
und der gesamte Rest auf Samstag, also konnte man durchaus davon ausgehen, dass
zumindest das Derby fix auf Sonntag gesetzt war, die Uhrzeit sollte uns ja egal
sein. Nach der festen Terminierung bestätigte sich das auch zuerst, um es dann
aber zwei Tage später, also zwei Tage vor Abflug endgültig auf Freitag zu
legen. Da unser Flieger erst 18 Uhr landete und das Spiel um 16 Uhr anfing war
das Hauptspiel der Tour schon mal unmöglich! Dann sollte doch wenigstens noch
ein Spiel in Nordzypern mitgenommen werden, das war soweit auch perfekt, denn
Samstag um 14:30 Uhr sollte dort das Topspiel (1. Gegen 3.) im größten Stadion
des Nordteils stattfinden und dies hätte man dann mit einem Erstligaspiel im
Südteil doppeln können. Aber Nein, denn unser Pech sollte ja schließlich weiter
gehen, ebenfalls zwei Tage vor Abflug wurden alle Spiele in Nordzypern auf
Sonntag 15:30 Uhr verlegt, für uns somit völlig sinnlos! Trotz dieser
schlechten Vorzeichen machten wir uns zu dritt auf den Weg. Nachdem das Auto in
Weeze abgestellt wurde ging es mit dem Bus zum Flughafen, in den Flieger und
los. Gelandet, den Mietwagen abgeholt (hierfür sollten wir eine zusätzliche
Flughafensteuer von 20€ bezahlen, die angeblich überall zu zahlen sei – nach
einigen Diskussionen wurde diese Gebühr aber einfach gestrichen!) und ab durch
den Linksverkehr in die Stadt zum Hotel. In der Theorie ganz einfach, in der
Praxis ohne Navi und mit den griechischen Schriftzeichen auf der Karte und den
nur selten vorhandenen Straßenschildern aber doch eine Herausforderung. Nachdem
man sich durchgefragt hatte wurde das „Hotel Cactus“ auch erreicht – Sehr
einfach, aber sauber und für 35€ pro Nase im Dreibettzimmer für drei Nächte
incl. Frühstück ein absoluter Schnapper. Nach einem leckeren Grillteller und
ein paar Bierchen ging es dann auch zurück ins Hotel. Nach dem Frühstück stand
dann am nächsten Morgen erst mal Sightseeing auf dem Programm und nachdem die Hala Sultan Tekke Moschee, das Kloster,
die Lazaros Kirche, das türkische Kastell, die schöne Landschaft usw. begutachtet
waren stand das erste Spiel auf dem Plan.
Sa
24.03.12 15:30 Asil FC Lyssi – AE Zakakiou 6:0, Stadio Grigoris Afxentiou, 3.
Division, 80 Zuschauer
Der Eintritt war frei und somit gab es auch keine
Eintrittskarten, aber davon konnte man hier eigentlich auch schon ausgehen. Das
Stadion / der Sportplatz hat nur einen Ausbau auf einer Seite, ein Stahlgerippe
mit Holzbowlen als Sitzmöglichkeit. Vier davon auf einer und Sieben davon auf der anderen Seite des mittig überdachten
Teils der Tribüne, der dann auch mit Plastiksitzen ausgestattet ist. Auf der Gegenseite
hat man aber einen schönen Blick auf das direkt hinter dem Platz liegende
Aquädukt, auch gant nett. Die „Asil Yellow Ultras“ sorgten das gesamte Spiel
über für etwas Stimmung, Unterhaltung und Gelächter. Sie zündeten ständig, wenn
auch nur bessere Silvester Überbleibsel und keine „richtige“ Pyrotechnik und
unterstützten das Team mit Trommel, Gesang und selbstgebasteltem Tifo. Wenn man bedenkt, dass
die Jungs alle so zwischen 12 und 15 Jahre alt gewesen sein dürften, ging das
in Ordnung und es kann mal was aus ihnen werden. Die sechs Tore machten das
ansonsten doch sehr langweilige Spiel dann auch recht unterhaltsam. Mit dem
hier getroffenen Regensburger ging es dann zum nächsten und eigentlichen Spiel
des Tages.
Sa 24.03.12 18:00 AEK Larnaca - Anagennisi FC Deryneia 2:0, Athlítiko Kentro Zenon, 1. Division,
800 Zuschauer
Nach nicht einmal fünf Minuten war man dann auch schon da und nachdem für
jeden noch ein Bierchen bzw. Cider im kleinen Shop nebenan geholt und getrunken
wurde konnte man rein gehen. Doch was war das? Auch hier freier Eintritt und
keine Karte. Auf unsere Nachfrage hin erklärte man das mit dem letzten Spieltag
und der Bedeutungslosigkeit dieses Spiels und des Gegners. Allerdings bekamen
wir auf erneute Nachfrage bei der netten und hübschen Pressevertreterin, unsere
Eintrittskarten, die fertiggedruckt im Kassenhäuschen nebenan lagen, muss man
nicht verstehen. Das Stadion ist schon sehr nett und bietet auf beiden Seiten
große Sitztribünen mit ausgeblichenen Plastiksitzen bis knapp hinters Spielfeld
gezogen. Vom Spielfeld ist man durch einen großen Graben getrennt und auf der
Haupttribüne befindet sich mittig im oberen Bereich der Tribüne ein überdachter
Teil. Hinter den Toren gibt es keinen Ausbau, nur Graswälle mit Bäumen, auf
einer Seite befindet sich dort noch eine Uhr auf einer Art Leiter und auf der
andern Seite eine Sprecherkabine. Stimmung: Fehlanzeige und das Spiel riss
einen auch nicht vom Hocker. Zur Halbzeit wechselte man auf die
gegenüberliegende Seite um noch ein paar andere Fotos schießen zu können und
nahm sich vom Büdchen verbotenerweise noch zwei Bier/Cider mit rein. Zumindest
fürs Stadion hat sich der Besuch gelohnt.
Nach dem Spiel wurde das Auto am
Hotel abgestellt und nachdem man feststellte, dass der Kollege direkt gegenüber
untergekommen ist, ging es zu viert auf Achse. Nach einem guten Essen mit den
dazugehörigen Bierchen verabschiedete sich Fahrer Patrick frühzeitig ins Bett. Wir
drei zogen noch etwas weiter, zuerst in einen völlig überteuerten Schuppen,
Bar/Disco/Puff oder was weiß ich, indem man uns wohl nicht wollte, da auf der
Rechnung vier Euro pro Bier auftauchten. Danach ging es in eine kleine Absteige
in der wir in einer Art Vorzelt saßen. Hier gab es das Bier zum normalen Preis
und es wurde sich ausgiebig mit den Einheimischen unterhalten, so verlief der
späte Abend sehr nett. Zum Abschluss sollte es noch ein Ouzo sein, ein Ouzo ist
hier aber ein 0,2 Liter Glas (nicht mit Wasser verdünnt!) und so wurde es doch
noch etws später. Ich probierte dann auch noch einen Schluck einheimischen
Schnaps, der wirklich nur nach Spiritus schmeckte und mir zumindest gefühlt den
Rest gab, der einheimische Kollege hatte von der 48%igen Plörre aber immerhin
drei oder vier leere 0,2er Flaschen vor sich stehen, Respekt. Marius, der
zwischenzeitlich schon vom Hocker gefallen ist und ich machten uns dann auf den
Heimweg, Moritz blieb noch ein bißchen, es war ja auch erst halb drei.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück in Richtung Limassol. Moritz
wollte eigentlich mitkommen, verschlief aber und wie sich später rausstellen
sollte hatte er damit Glück gehabt. Vor Ort wurde sich dann im Stadion zuerst vergewissert,
dass das geplante Spiel auch mit Zuschauern stattfinden darf, was
zwischenzeitlich durch eine Strafe nach vorherigen Ausschreitungen auch nicht
sicher war. Dann ging es weiter zum Besichtigen der römischen Ausgrabungen und
des römischen Theaters nach Kourion. Nun sollte es nach Paphos gehen, sollte.
Als wir auf die Autobahn fahren wollten passierte es. Marius schreit Halt,
Stopp, Achtung oder was auch immer, ich als Beifahrer wende deshalb meinen
Blick von der Straßenkarte nach oben und sehe aus dem Seitenfenster ein Auto in
weniger als 1m Entfernung, Zusammenstoß unvermeidbar! In diesem Bruchteil einer
Sekunden gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, war‘s das, Leben vorbei?
Dann ein lauter Schlag. Einige Minuten reiner Schockzustand, ohne, dass ich
mich bewegen kann. Wir haben uns gedreht, einmal, zweimal, dreimal? Keine
Ahnung! Die Airbags rauchen, ich springe aus dem Auto, Patrick ist schon
draußen, Marius blutet stark, die Scheiben sind gesplittert, ich frage ob es
ihm gut geht, soweit alles in Ordnung, also geb ich ihm eine Packung Tempos für
die Wunde, ich frage ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat, ja geklärt. Mehr
bekomm ich einfach nicht auf die Kette! Zu groß ist der Schock! Zum Glück ist
ein deutsches, auf Zypern lebendes Ärzte Ehepaar zur Stelle, die auf griechisch,
englisch und deutsch zwischen uns, der Polizei, der Feuerwehr und den Ärzten
vermitteln, denn englisch ist in diesem Moment nur teilweise vorhanden, wenn
dann aber überraschend gut. Irgendwann schneidet die Feuerwehr die Türe raus,
später wird Marius im Krankenwagen abtransportiert, Patrick fährt mit, ich
bleibe am Unfallort um noch die restlichen Details zu klären. Dann fahren mich
die deutschen Ärzte ins Krankenhaus, klären dort och nalles mit den Ärzten ab.
Ich steh zu dieser Zeit schon länger in Kontakt mit Marius‘ Eltern und muss
ihnen mitteilen, dass er einen gebrochenen Oberschenkel, drei gebrochene Rippen
und eine Platzwunde an der Stirn hat. Patricks Finger wurde geröntgt, nicht
gebrochen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Beschwerden. Dann
fuhren uns die Ärzte sogar noch zurück zum Hotel, vorbei am Stadion in Limassol
das schon recht gut gefüllt war und indem in knappen 20min das Spiel beginnen
sollte, aber daran haben wir in diesem Moment überhaupt nicht gedacht. Vielen
Dank an diese beiden Ärzte, ohne sie wäre das alles wohl wesentlich schwerer
gewesen, diese Hilfsbereitschaft ist alles andere als selbstverständlich! Am
Abend hatte ich dann auch Rippen, Nacken und Schulterschmerzen. Am Montag
flogen wir dann zurück und Marius musste im Krankenhaus bleiben, konnte dann
aber zum Glück nach Deutschland überführt werden. Ich hatte ne Rippenprellung
und musste ne Woche krankgeschrieben werden, aber wenn man sich überlegt was
dabei hätte passieren können, hatten wir noch verdammtes Glück im Unglück, auch
wenn Marius das evtl. etwas anderes sehen könnte.
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