Um kurz nach vier war die Nacht rum und um kurz nach
fünf saß ich schon in der Bahn. Um Sieben war ich dann am Flughafen in Hahn und
um 07:50 Uhr ging der Flug, also perfektes Timing. In Tallin ging es mit dem
Bus in die Stadt und zu Fuß zum Hostel um den Rucksack zu verstauen. Noch kurz
im Supermarkt vorbei geschaut um Essen und Trinken zu besorgen und ab in die
Altstadt. Diese ist in Ober- und Unterstadt unterteilt und gehört zum UNESO
Weltkulturerbe. Von der historischen Stadtmauer sind noch gut 2km und 26 Türme
erhalten, nicht übel. Besichtigt wurde die sehenswerte Alexander Newskij
Kathedrale, das Schloss, das heute der Sitz des Parlaments und der Regierung
ist, Das spätgotische Rathaus samt Marktplatz, sämtliche mittelalterlichen
Gebäude und Gassen und diverse Kirchen. Darunter die älteste Kirche Tallinns,
das Dominikaner Kloster St. Katharinen von 1246 und die Oleviste Kirche, die
mit 124m das höchste Gebäude der Altstadt ist. Hier kann man über 258 Stufen
und für 2€ auf die Aussichtsplattform und das kann ich nur empfehlen, denn von
hier oben hat man wirklich einen wunder schönen Rundumblick über die gesamte
Stadt. Nach einem kurzen Abstecher zum Hafen, wo unter anderem das Kreuzfahrtschiff „Emerald Princess“ vor Anker lag und ich mich noch mit drei
Finnen/innen unterhalten hab, lustiges und nettes Volk diese Finnen, ging es
weiter mit der Besichtigung. Das Stadttor von1380 und der Wehrturm „Kiek in de
Kök“ standen unter anderem noch auf dem
Plan. Das ist übrigens aus dem Plattdeutschen übersetzt und bedeutet „guck in
die Küche“, denn von dort oben konnten die Soldaten in die Küchen der Bürger in
der Unterstadt gucken, um zu kontrollieren ob denn das Feuer der Kochstelle wie
vorgeschrieben bei Einbruch der Dunkelheit gelöscht wurde. Obwohl die Stadt wirklich sehr schön, sehenswert und absolut
empfehlenswert ist kann man doch alles problemlos an einem Tag ablaufen und so
hatte ich die nächsten Tage Zeit für Fußball. Abends gab es im Hostel noch ein
paar Bierchen zum Brot bevor es hundemüde in die Heia ging. Am nächsten Morgen
bin ich dann total ausgeschlafen aufgewacht als es fast schon Mittag war, also
war das Bett im Einzelzimmer sehr bequem und das für 23€ die Nacht. Zu Fuß ging
es dann auf den Weg zum ersten Spiel der Tour.
Sa.
09.06.12 14:00 Tallinna FC Flora – Tallinna FC Levadia 0:1, A. Le Coq Arena,
Meistriliiga, 392 Zuschauer
Und das erste Spiel sollte auch gleich das
„Highlight“ der Tour werden. Vorm Stadion hab ich mich dann mit David
getroffen und noch kurz ein paar, teils nette Graffitis abgelichtet. Das deutet
ja zumindest auf eine vorhandene Szene hin und so ging es dann für fünf Euro
mit Eintrittskarte und Spielprogramm ins Stadion. Ein Bier auf den
bevorstehenden Länderpunkt und so nach und nach stieg die Zuschauerzahl von erbärmlich
auf mau, ist ja immerhin „das“ Stadtderby. Ein Allseater, bestehend aus zwei
Rängen mit zehn Reihen im Unterrang auf der Haupt – und Gegentribüne, fünf
Reihen auf dem Unterrang hinter den Toren und durchweg sechs Reihen im
Oberrang. Eine Hintertortribüne ist unüberdacht und die restlichen drei
Tribünen haben ein Dach, zwischen den Rängen befinden sich jeweils die VIP
Logen. Das ist also Estlands Nationalstadion und die Heimat von Flora. Hinter
einem der Tore standen die Flora Supporter, 30-40 Leute, drei Banner und fast
für jeden eine Fahne, geht für Estland in Ordnung. Akustisch fielen sie zwar nicht
besonders auf, waren aber zumindest zu hören und optisch sorgten noch zwei
„Silvester Bengalos“ für Abwechslung. Die restlichen Zuschauer nahmen auf der
Gegengerade platz und die beiden anderen Tribünen waren nicht geöffnet. Das
Spiel war schwach, technisch zwar akzeptabel, allerdings ohne echte Torchancen
und die machen den Fußball nun mal unterhaltsam. Die letzten Minuten waren dann
aber doch noch mal spannend, Flora drückte auf den Ausgleich und der Torhüter
köpfte den Ball an den Pfosten, oh man die beste Torchance durch den Keeper.
Wenn das Ding rein geht denkt man da wohl für immer dran, schade. Die
Drangphase kam aber doch einfach zu spät, also eine verdiente Niederlage. Nach
dem Spiel ging es direkt zu Fuß und per Taxi zum nächsten Spiel.
Sa. 09.06.12 16:30 Nõmme JK Kalju -
Paide Linnameeskond 1:0, Kadrioru Staadion, Meistriliiga, 176 Zuschauer
Auch hier kostete der Spaß wieder
fünf Euro und es gab ne Karte mit Stadionheftchen. Pünktlich zu Anpfiff war ich
drin und das war auch gut so, denn das Tor des Spiels fiel bereits in der dritten
Spielminute. Zu dritt verfolgten wir dann das Spiel, da neben David und mir auch
noch ein anderer deutscher Hopper vor Ort war. Das Stadion wird wohl
hauptsächlich und sehr aktiv als Leichtathletikstadion genutzt und besteht aus
einer unüberdachten Sitzplatztribüne mit sechs Reihen über die gesamte
Spielfeldlänge auf einer Seite, die allerdings gesperrt war. In der Ecke steht
eine überdimensionale Anzeigetafel und hinter einem der Tore befinden sich
Bänke. Die Haupttribüne ist allerdings durchaus nett und sehenswert. Komplett
Sitzplätze, 20 Reihen über die gesamte Spielfeldlänge und mittig überdacht. Das
Spiel war hier noch schwächer als das erste, ganz mies und ohne richtige
Torchancen oder interessante Spielszenen, nur müdes gekicke von 16er zu 16er.
Klar hab ich in Estland keinen Feinschmecker-Fußball erwartet, aber doch
irgendwie etwas mehr. War beim ersten Spiel noch etwas support vorhanden,
konnten die zehn Kinder die es versuchten diesen hier nicht zeigen.
Danach gab es in der Altstadt ne
Pizza und dann stand richtiger Fußball
auf dem Programm, schließlich war ja EM und Deutschland spielte gegen
Portugal. Mit ein paar Bierchen und Kurzen verging der Abend sehr schnell und
war durchaus unterhaltsam. Nachdem ich dann nachts mit ziemlichen Kopfschmerzen
vom vorherigen Abend aufgewacht bin, war morgens zum Glück alles in Ordnung,
denn heute sollte ein mit Fußball vollgestopfter Tag folgen, schließlich waren
die gestrigen Erstligaspiele ja so spannend, dass man sich hier ruhig auch
etwas unterklassiges geben kann, ähem. Naja die Stadt wurde halt schon komplett
besichtigt und Fußball geht einfach immer!
So. 10.06.12 12:00 Tallinna JK Dünamo - JK Tallinna Kalev II 2:3, Söle
Gümnaasiumi Staadion, II Liiga E/N, 45 Zuschauer
Das erste Spiel Heute
war ein Drittliga Kick in der Nähe meines Hostels und die Hauptgründe des
Besuchs waren zum einen die Möglichkeit vier Spiele an einem Tag zu sehen und
zum anderen der Name der Heimmannschaft, Dünamo. Der Rasenplatz hatte sogar
eine kleine Holztribüne mit drei Reihen auf der gut 30 Leute Platz finden
dürften und man kam ohne Eintritt rein. Mit so vielen Zuschauern hätte ich hier
nicht gerechnet und das Wetter war auch herrlich, so viel zum Positiven. Das
Spiel war hier selbstverständlich noch schlechter als die Beiden gestern,
allerdings war es so schlecht, dass es zumindest recht unterhaltsam war. Zu
meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ein paar wenige Minuten früher abgehauen
bin um pünktlich beim nächsten Spiel zu sein. Zu Fuß ging es also wieder zur Le Coq
Arena.
So.
10.06.12 14:00 Tallinna FC Flora II – Tartu SK 4:0, ALC Arena I muru, Esiliiga,
35 Zuschauer
Das Spiel fand auf einem der Nebenplätze des
Nationalstadions auf Gras statt und für einen Euro Eintritt gab es sogar eine
Eintrittskarte und ein Programm mit Mannschaftsaufstellungen und Tabellen. Nach
dem Zuschaueraufkommen beim ersten Spiel des Tages hätte ich hier auch mit
etwas mehr Leuten gerechnet, schließlich ist das ja die zweite Liga, aber egal.
Der Platz hat eine kleine unüberdachte Tribüne mit drei Sitzplatz Reihen über
knapp die Hälfte des Feldes. In der ersten Hälfte war das Spiel auch hier
wieder ziemlich langweilig, die Einen wollten nicht und die Anderen konnten
einfach nicht. Wenigstens kam die Sonne nach einem Regenschauer wieder zum Vorschein. In Halbzeit Zwei legte
das junge Team von Flora II (kein Spieler über 20) dann aber richtig los und
zeigte schöne Kombinationen und ein schnelles Spiel. So nahmen sie den Gegner
dann schön auseinander und es hätten sogar noch mehrere Tore fallen können, na
es geht doch! So hatte der Balljunge der die „Spielstandsbretter“ der
Anzeigetafel bediente wenigstens etwas zu tun und das machte ihm auch sichtlich
Spaß.
So. 10.06.12 16:00 Tallinna JK Piraaja – FC Concordia
2:1, Sportland Arena, III Liiga N, 11
Zuschauer
Eigentlich sollte jetzt einem anderen Drittligaspiel
beigewohnt werden, allerdings dachte ich, dass Flora II auf dem Nebenplatz der
ALC-Arena mit der recht großen Tribüne spielt, so musste dieser Platz eben jetzt
gemacht werden. Die unüberdachte Sitzplatztribüne des Kunstrasenplatzes zieht
sich fast über die gesamte Spielfeldlänge hin und besteht aus fünf Reihen.
Unmittelbar hinter der Tribüne steht das Nationalstadion und von der Tribüne
aus blickt man auf ein nettes FC Flora Graffiti. Bei freiem Eintritt kann man
hier sogar auf ein Dixi-Klo gehen, welch ein Luxus, außerdem hatte Piraaja
sogar eine schwarz gelbe Zaunfahne mit einem Piranha dabei. Alles andere als
Luxus war allerdings das was ich mir hier antat, war ich von der zweiten Hälfte
eben doch noch sehr positiv gestimmt, holte mich dieses Viertliga Gegurke auf
den harten Boden der Tatsachen zurück. Schweren Herzens blieb ich allerdings
bis zum Schluss beim schlechtesten Fußballspiel meines Lebens. Nicht vorstellbar,
dass hier sogar noch mindestens eine
Liga tiefer gekickt wird! Nach dem Spiel wanderte ich in Richtung des nächsten
und letzten Spiels, aber nicht ohne vorher noch einen Döner in der Stadt zu
Essen.
So.
10.06.12 19:00 JK Tallinna Kalev Juunior – Tallinna FC Olympic 0:2, Kalevi
Staadion kunstmuru, 12 Zuschauer
Bei diesem Spiel traf ich mich wieder mit David und
das Spiel fand wie gedacht auf dem Nebenplatz statt, wäre natürlich nett
gewesen wenn das Spiel im Stadion stattgefunden hätte, dann hätte man auf einen
Schlag alle drei sinnvollen Stadien Tallinns und somit auch Estlands gehabt. Das
Stadion besteht aus zwei großen, unüberdachten Tribünen mit Holzbänken auf
beiden Längsseiten und Graswällen hinter den Toren, auf der Mitte der
Haupttribüne sind zusätzlich Plastiksitze montiert und auf diesem Teil der
Tribüne befinden sich oben zwei Sprecherkabinen die mit einem kleinen Dach
verbunden sind. Aber zurück zum Kunstmuru… Auf etwa einem Viertel des
Spielfeldes stehen hier acht Bankreihen, das war’s, aber immerhin. Bei diesem
Spiel handelte es sich um eine Erstrunden Begegnung des Estnischen Pokals,
keine Ahnung was dabei eine Jugendmannschaft zu suchen hat. Das Spiel war auch
hier wieder sehr schwach und arm an echten Torraumszenen, aber irgendwie
landete der Ball kurz vorm Halbzeitpfiff doch im Tor der Gastgeber. In der
zweiten Halbzeit flog ein Gastspieler mit Rot runter und wir befürchteten schon
das schlimmste, Verlängerung. Bei Kalev wechselte sich dann noch der Trainer
ein, was für etwas Erheiterung sorgte und kurz vor Schluss schob Olympic zum
2:0 ins leere Tor ein, denn der Torwart ging bei einer Standartsituation mit
vor und kam nicht mehr zurück, kann man ja gut fünf Minuten vor Schluss auch
mal machen.
Nach dem Spiel liefen wir dann noch in die Altstadt
um etwas zu Essen und uns das zweite EM Spiel des Abend zwischen Irland und
Kroatien anzusehn, bevor es dann zurück ins Hostel und am nächsten Morgen
zurück nach Deutschland ging. Abschließend muss ich sagen, dass es ein netter
Trip war, man für Fußball in Estland aber recht schmerzfrei sein muss. Die
Altstadt ist absolut sehenswert, alles sicher, die Leute hilfsbereit und man
kann hier wirklich alles zu Fuß ablaufen, bis auf die Busse vom und zum
Flughafen hab ich das nämlich getan. Man sollte hier aber keine günstigen
Preise erwarten, denn auch Estland hat seit 2011 den Teuro.
Mal ne Frage, woher weißt du so genau, wann wo welche Spiele sind??
AntwortenLöschenDas ist ganz einfach!
AntwortenLöschenAuf der Verbandsseite www.jalgpall.ee kannst du dir alle Ligen mit Spielort anzeigen lassen.
In Estland ist das wirklich vorbildlich gemacht.