Eintracht Frankfurt International, ein Traum wird wahr. Und nachdem ich beim letzten Mal aus Kostengründen leider nur in Bröndby war habe ich mir geschworen beim evtl. nächsten Mal möglicht alles mitzunehmen. Wo viele gerne nach Spanien, Italien oder England gefahren wären hab ich von was exotischem wie Aserbaidschan oder Armenien geträumt, aber befürchtet, dass von dort niemand so weit kommt. Und dann bekommen wir mit Qarabag wirklich einen Verein aus Aserbaidschan. Geil, aber dann doch schnell die Ernüchterung. Da das Hinspiel auswärts sein soll war die Zeit extrem knapp, ein Visum auf normalem Weg eigentlich fast unmöglich und als mir die aserbaidschanische Botschaft das so bestätigte war der Drops eigentlich schon gelutscht, denn mal eben nach Berlin fahren war auch nicht möglich. Dann gab es aber doch gute Nachrichten, es sollte ein vereinfachten Visa Verfahren geben und die Eintracht bemühte sich um einen Tagesflieger, perfekt. Das ganze zog sich aber in die Länge und als dann die fixen Infos kamen hatten wir schon den Freitag vorm Spiel. Den Tagesflieger konnte man nur vor Ort in Frankfurt buchen und ich hätte das aus Düsseldorf zeitlich nicht mehr geschafft, also schnell ne Karte bestellt und gehofft, dass noch Plätze frei bleiben und ich am Samstag aufspringen kann. Aber nein, wie erwartet war der Flieger voll. Also war selbst buchen angesagt. Da ich ja nun absolut nicht der Pauschalreise Typ bin war das natürlich auch meine erste Wahl und ich hatte zwischenzeitlich auch günstige Flüge für 450€ von Düsseldorf über Moskau gefunden, ABER das eigentliche Problem bei der ganzen Tourplanung war ja, dass mein Chef im Urlaub und ich mit der Notdienst Pflicht alleine in der Firma war. Zuerst hatte ich nur das Okay für den Donnerstag, deshalb das Warten auf den Tagesflieger der Eintracht. Als dann kurzfristig noch ein Flug gefunden war, bei dem ich von Mittwoch Abend bis Freitag Mittag weg sein sollte, bekam ich das Okay von Cheffe und der Flug war gebucht. Das kurzfristige Buchen und dieser möglichst kurze Reisezeitraum ließen dann leider keine günstigen Flüge zu und ich musste in den extrem sauren Apfel von 850€ beißen. Nach dem Bayernspiel hab ich dann die bestellte Karte abgeholt und die Vorfreude war unbeschreiblich.
Am Mittwoch nach der Arbeit hieß es dann schnell duschen, Rucksack schnappen und ab in Richtung Flughafen. Von Düsseldorf ging es völlig problemlos mit einer kleinen Propeller Maschine nach Riga. Dort traf ich dann auf zwölf weitere Frankfurter, von denen ich mit David auch einen kannte. Neun von uns hatten noch kein Visum und nur den Antrag und das Schreiben der Botschaft dabei, dass uns die Einreise erlauben sollte und auf das vereinfachte Visa Verfahren hinwies. Dummerweise gab es dieses Schreiben nur auf deutsch und die Mädels in Riga konnten damit rein gar nichts anfangen. Eine Zeit lang sah es wirklich so aus, als ob die Reise hier sehr frühzeitig vorbei sein sollte, denn der Flieger hatte durch uns schon über eine halbe Stunde Verspätung. Nach ewigem hin und her telefonieren mit Aserbaidschan und den Vorgesetzten ließen sie uns dann aber doch in die Maschine. Der Flug zog sich ziemlich, denn ich war hundemüde und konnte dank meines Sitznachbarns, der mindestens den halben Regenwald absägte und den unbequemen Sitzen so gut wie gar nicht schlafen. Als wir dann früh morgens in Baku ankamen ging alles völlig problemlos, nur der aufgefüllte Visumantrag war der Falsche. Die anderen Anträge lagen aber bereit und nach knapp zehn Minuten war die Einreise durch. Kurz Geld abgehoben und die ersten zwei Manat für ein willkommens Bierchen ausgegeben. Zu viert ging es dann mit dem Taxi in die Altstadt. Die anderen drei hatten ein Hotel gebucht und ich spielte mit dem Gedanken mir auch noch ein Zimmer zu nehmen um mich etwas hinzulegen und später die Vorzüge einer Dusche zu haben. Das Hotel fanden wir dann auch mehr oder weniger problemlos, nur kamen wir nicht rein. Die Hilfsbereitschaft der Einheimischen bekamen wir dann aber direkt zu spüren, denn ein Nachtwächter kletterte durch ein halb offenen Fenster rein und öffnete uns mit einem völlig verpennten Typen die Tür. Geile Aktion. Vor zwölf gab es aber keine Zimmer und so war das Thema für mich auch schon wieder erledigt. In der Dämmerung starteten wir also eine kleine Besichtigungstour und es wurde glücklicherweise auch recht schnell hell. Und dann, morgens halb acht in Baku. Was macht man da so als deutscher Hopper oder Eintracht Fan? Na klar, erst Mal zum goldenen M. Unter Beobachtung von drei Sicherheitsfuzzis, die hier überall rum liefen, erfreuten wir uns an der Schreibweise der Burger, die einer Art Lautschrift gleich kam und bestellten. Mehr als zwei "Euroburger" gingen bei mir aber doch noch nicht rein. Für etwas Belustigung und erstaunte Gesichter sorgte hier noch der Gärtner, der den Rasen hakte. Soweit nichts besonderes, aber einen Quadratmeter Rasen eine Viertelstunde lang so zu bearbeiten muss man auch erst mal hinbekommen. Dann zog es uns ins 24 Stunde geöffnete "Araz Kafe". Zuerst gab es Tee und Kaffee, aber als noch ein paar weitere Frankfurter dazu kamen stieg ich auf Bier um. Als die anderen dann zu ihren Hotels aufbrachen machte ich mich auf zum Sightseeing. Die Altstadt gehört zum UNESCO Welterbe und kann mit einigen Moscheen, Palästen, Festungsgebäuden und ihrer Stadtmauer überzeugen. Dann führte mich der Weg am Baku Bulvar entlang des kaspischen Meers. Die Promenade ist als Park angelegt und hier befindet sich auch die Halle die für den Eurovision Song Contest gebaut wurde. Das Meer lädt nicht zum baden ein, da es zu sehr durch Öl verschmutzt ist, teilweise kann man den Ölfilm auch richtig gut erkennen. Da ich meiner Freundin unbedingt eine Karte schreiben sollte suchte ich dann in der Stadt mit meinem Google Maps Ausdruck nach dem Postamt und fragte mich durch. Englisch spricht hier aber so gut wie keiner und die Menschen sind so freundlich und hilfsbereit, dass einem leider auch jeder weiter helfen will der keine Ahnung hat. So schickte man mich vor, zurück, links und rechts bis ich dann erfolglos aufgab und zurück lief. Zumindest kam ich so auch in den Genuss einen kleinen Teil der Stadt zu sehen indem die Öl-Milliarden nicht ganz so ankommen. Über die Einkaufstraße mit ihren vielen Modegeschäften ging es dann noch zu den Flame Towers. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht über Baku und gerade hier zeigt sich die Vielfältigkeit der Stadt. Direkt neben den modernen Flame Towers befindet sich ein sozialistischer Prachtbau und auf der anderen Seite eine nett anzusehende Moschee, direkt daneben wieder ein Park mit Monumenten und Denkmälern im sozialistischen Stil. Dann ging es zurück zum Platz auf dem sich langsam die Frankfurter trafen. Mit Patrick traf ich hier dann auch noch jemanden von "per sempre" und nach Döner, Bier und Gebabbel ging es dann gemeinsam zur Metro und zum Stadion.
Von der Metro Station aus kommt man zur Gegentribüne die mit ihren Säulen sehr nett aussieht. Das Tofiq-Bəhramov-Stadion ist nach dem Linienrichter benannt, der England 1966 den WM Titel schenkte und nach zwei weitern Bierchen ging es auch rein in das gute Stück. Das Stadion ist das Nationalstadion Aserbaidschans und wurde komplett saniert, hat eine Laufbahn und besteht komplett aus Sitzplätzen. Es gibt einen überdachten Rang der sich, abgesehen von der Haupttribüne, um den Platz herum zieht. Die Haupttribüne steht separat und wird auf beiden Seiten durch Türme vom restlichen Rund abgegrenzt. Der Sieg für die Eintracht ist völlig verdient, auch wenn das mit Sicherheit keine überragende Leistung war. Qarabag hatte einfach nicht die Klasse vorm Tor für große Gefahr zu sorgen. Nur in der zweiten Halbzeit ließ es die Eintracht kurzzeitig etwas zu locker angehen und wir mussten etwas zittern. Alex Meier sorgte aber mit seinem zweiten Treffer dafür, dass es nicht zu lange dauerte. Das Stadion war ausverkauft und die Leute hatten auch Trikots der anderen Bakuer Vereine an und aserbaidschanische Flaggen dabei, für die war das eine Art Nationalspiel. Alle gemeinsam gegen die Deutschen. Bis auf etwas pöbeln war das aber völlig easy und friedlich. Bis auf einfache Qarabag Rufe, klatschen und pfeifen kam von der Heimseite sonst nichts. Eine richtige Fankultur gibt es hier einfach nicht. Der Stadionsprecher stachelte die Leute das ganze Spiel über an und versuchte sich als "Vorsänger", das war mega nervig, aber wenn das ganze Stadion mitzog war es zugegebenermaßen brutal laut! Wir waren mit mindestens 600 Leuten vor Ort, bei der Entfernung und den hohen Kosten schon extrem geil. Das hatte schon was von nem normalen Auswärtsspiel, nur eben irgendwo im nirgendwo. Unser Support war durchgängig, abwechslungsreich und laut. Wie ich finde ein absolut gelungener Auftritt, nur zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es ein kleines Loch, aber wir wollen mal nicht zu kleinlich werden. Es macht einen schon mächtig stolz seinen Verein international zu vertreten und außerdem macht es auch megamäßig Spaß! Auch wenn die Stimme fast weg war und der Kreislauf einem doch ein wenig zu schaffen machte hätte das Spiel noch ewig weiter gehen können. Nach dem Spiel bekamen wir noch eine Militärparade geboten und wurden von einigen einheimischen für unseren Support beglückwünscht. Eintracht Frankfurt International! Immer wieder gerne und überall. Mein Leben Dir vermacht, jeden Tag und jede Nacht!
Nach dem Spiel ging es vollgepumpt mit Glücksgefühlen zurück in die Stadt wo wir den Tag bei einem Bier und einem Dönerteller auklingen ließen. Für mich ging es dann mit dem Taxi zum Flughafen, an dem ich die Nacht mit etwas Schlaf verbringen wollte. Die Metallbänke haben zwar keine Armlehnen, ließen mich aber auch nur für ne gute Stunde mit Unterbrechungen schlafen. Die Ausreise klappte auch völlig problemlos und der Flug mit Azerbaijan Airlines nach Mailand wurde dann fast komplett verschlafen, eigentlich schade, denn hier gab es sogar zweimal Essen und Getränke. Nach 56 Stunden fast ohne Schlaf warteten zuerst die Dusche und dann das Bett auf mich und ich muss sagen, dass so ein Trip mich vor fünf Jahren noch weniger angestrengt hätte, man wird eben nicht jünger. Aber trotzdem habe ich für mich alles richtig gemacht. Mit dem Tagesflieger so ganz ohne die Stadt zu besichtigen wäre schon ärgerlich gewesen. Zuviel Zeit zum ausruhen bleibt jetzt nicht, denn am Sonntag geht es nach Braunschweig. Weiter, immer weiter.
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