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Sonntag, 26. April 2015

Belgrad (Roter Stern - Partizan)

Das ewige Derby in Belgrad stand als nächstes Highlight auf der Agenda 2015. Mit Air Serbia ging es Freitag Abend von Frankfurt aus in die serbische Hauptstadt. Auch wenn Taxi fahren hier bezahlbar ist wurden die Mokel ignoriert und die Buslinie 72 in die Stadt genommen. Nach dem Frühstück sah das Programm am nächsten Morgen Sightseeing vor und mit der Kirche des heiligen Markus im Tašmajdan Park, dem Parlament und dem alten Palast gibt es da auch ein paar nette Gebäude. Das Highlight war aber die Kalemegdan Parkanlage mit der Festung von Belgrad an der Mündung der Save in die Donau. Als Kontrast dazu sieht man aber teilweise auch noch Gebäude mit Kriegsschäden und viele verfallene, alte Hochhäuser. Insgesamt auf jeden Fall eine klasse Stadt mit recht vielen Grünflächen und dem gewissen Flair. Irgendwann war es dann aber an der Zeit zum Stadion aufzubrechen.




25.04.15 18:00 FK Crvena Zvezda - FK Partizan 0:0, Stadion Rajko Mitić (Marakana), Super Liga, 44.120 Zuschauer

Am Stadion gab es dann verwunderte Blicke, denn die einzige Kontrolle war die direkt am Stadion in die jeweiligen Blöcke. Für knapp 10€ kam man auf die Haupttribüne wo wir uns in Richtung Gästekurve niederließen. Schon beim einsingen waren beide Kurven teilweise extrem laut und man bekam Lust aufs Spiel. Lust hatten auch ein paar Partizan Anhänger, die sich auf der Gegengerade zur Heimkurve aufmachten um "Hallo" zu sagen. Nach einigen kräftigen (Hand) Schlägen beendete die Polizei die Begrüßungsaktion. Da die Roter Stern Anhänger aber gute Gastgeber sind widmeten sie sich dann den Polizisten und verteilten Massenhaft Gastgeschenke in Form von Hunderten Sitzschalen und allem was sich auf die Schnelle auftreiben ließ, bis hin zu einem Absperrgitter (Tor). Dann verschafften sich die Cops Zutritt in die Kurve, aber die Bescherung war noch nicht vorbei und sie wurden wieder nach Draußen gebeten. So ging es einige Zeit hin und her und zwischenzeitlich hatte ich etwas Angst, dass bei so viel Liebe und Zuneigung keiner mehr dran denkt das Fußballspiel anzupfeifen. Nach gut 40 Minuten war die Party aber vorbei und das 148. Derby konnte beginnen. Die Choreo der Delije (Mutige / Fans von Roter Stern) war top durchorganisiert, gut durchgeführt und wurde sehr lange präsentiert. Zu einem großen Spruchband gab es rote und weiße Fähnchen, dann rauchte es etwas und im Rauch wurde die Blockfahne mit der Abbildung eines ehemaligen Spielers hochgezogen. Als die Fahne wieder runter gezogen war gab es eine geniale Show mit rotem Rauch, der wie im Lehrbuch nach oben abzog, so dass die gesamte Kurve zu einer roten Wand wurde. Danach bzw. mittendrin kamen auch noch ein paar Fackeln dazu. Einzelne Bengalos oder Rauchpötte gab es dann wie erwartet auf beiden Seiten während des gesamten Spiels. Die Delije waren mit einem größeren Haufen dauerhaft aktiv und sorgten mit ein paar Fahnen auch für etwas Bewegung. Wenn sie die gesamte Kurve zum Mitmachen bewegen konnten wurde es auch wirklich laut und wenn die gesamte Kurve hüpfte war das natürlich ein geiles Bild. Der Gästeblock hatte hier meiner Meinung nach aber die Nase vorn, auch wenn wir eben etwas näher hier dran saßen. Die Lautstärke war teils einfach brutal und nahezu der gesamte Block machte bei den Klatsch-, Sing- und Hüpf Einlagen dauerhaft mit. Die Grobari (Totengräber / Fans von Partizan) zeigten außerdem auch ab und an mal ein Spruchband. Zum zweiten Durchgang gab es zuerst eine fette Pyro Show in der Heimkurve und dann im Gäste Sektor. Diese beiden Aktionen waren einfach heftig und genau das was ich mir vorgestellt und erhofft hatte. In der Bundesliga wäre das Spiel deshalb abgebrochen worden, also wenn man davon absieht, dass es in Deutschland nach den Ausschreitungen gar nicht erst begonnen hätte. In der zweiten Hälfte legten vor allem die Delije noch etwas zu und es gab keine Minute in der nicht irgendwo irgendwas brannte und qualmte. Das Spiel riss wohl keinen vom Hocker, denn die Nullnummer war absehbar und völlig gerechtfertigt. Für das Topspiel des Zweiten gegen den Ersten ein Armutszeugnis. Partizan ist damit sechs Partien vor Schluss mit fünf Zählern Vorsprung wohl ziemlich sicher Meister und zieht dann mit 26 Titeln (incl. Jugoslawien) mit Roter Stern gleich.







Nach dem erfolgreichen Länderpunkt Serbien gönnten wir uns im 24 Stunden geöffneten Gold Grill am Slavija Platz noch jeweils ein gutes XXL Pljeskavica, bevor es in die Altstadt ging wo der Tag in ner netten Runde und mit ein paar Pivo ausklingen sollte. Dion und ich hatten dann aber noch Lust auf ein Bierchen als der Laden dicht machte und die Anderen sich ins Bett verabschiedeten, so dass die Nacht am nächsten Morgen nach nur vier Stunden Schlaf rum war. Nach dem Frühstück ging es zum Frühsport und teilweise wurde dafür der Bus genutzt, denn die 27 km vom Vortag haben ihre Spuren in Form von Blasen an den Füßen hinterlassen.

26.04.15 11:00 FK Dorćol - FK IM Rakovica 1:0, Stadion FK Dorćol, Srpska Liga Beograd, 186 Zuschauer

Bei diesem Klassiker handelt es sich um ein Spiel der dritten Liga und die Qualität des Spiels sorgte nicht unbedingt dafür, dass ich wach oder fit wurde. Für lange Abende mit Suff und zu wenig Schlaf bin ich langsam einfach doch zu alt. Deshalb gab es auch nur ein Pivo zum Frühstück. Unter den handgezählten Zuschauern dürfte ziemlich genau die Hälfte Deutsch gesprochen haben. Die große Überraschung des Spiels war das Tor, denn unglücklich kann man die Tor Abschlüsse nicht nennen, eher unfähig. Allerdings fiel die Bude auch nicht aus dem Spiel heraus sondern dank eines Elfmeters, den es für eine TV reife Schwalbe gab. Der Platz nebenan hätte eine kleine Tribüne gehabt, dieser hier nur drei Stufen auf einer Seite. Aber auf der Gegenseite gab es eine Mauer mit Grashang dahinter von der man das Spiel gut verfolgen konnte. Zudem gab es eine kleine "Bauruine" hinterm Tor, von wo man ebenfalls im Schatten zusehen konnte. Die Lage des Platzes ist sehr nett. Auf der einen Seite liegt direkt die Burg, auf der Anderen die Donau und dazwischen die Save, garniert wird das Ganze noch durch einen Turm. Ein paar Jugendliche sorgten zusätzlich für ein bisschen Stimmung.



Da Katja sich verständlicherweise lieber ein paar weitere Seiten der Stadt ansah und nach Spielschluss noch unterwegs war ging es für mich mit den Jungs weiter. Nach ein paar Pivo stand dann auch schon das nächste Spiel des Tages auf dem Plan.

26.04.15 16:00  OFK Beograd - FK Rad 1:0, Omladinski Stadion, Super Liga, 600 Zuschauer

Das "kleine Derby" der ersten Liga fand vor gerade mal offiziell 600 Zuschauern statt, darunter waren natürlich auch wieder einige Hopper verschiedener Länder, knapp ein Drittel würde ich tippen. Das Spiel war in der ersten Hälfte etwas unterhaltsamer als der Kick gestern, aber auch hier fiel der einzige Treffer nur durch einen Elfmeter. Die zweite Halbzeit zog sich dann wie Kaugummi und wollte einfach nicht enden. Knapp 150 Leute waren im Gästeblock und davon war gut die Hälfte aktiv und sorgte ziemlich konstant für etwas Stimmung. In der Heimkurve standen rund 100 Leute, die sich nahezu komplett am Support beteiligten. Das war anfangs ganz nett, aber durch die fehlende Abwechslung konnte das leider nicht lange begeistern. Eine kleine Choreo mit Doppelhaltern und eine einzige Fackel waren dann die "Highlights", beides auf der Heimseite. Das Stadion für rund 20.000 Zuschauer kann auf jeden Fall was. Die Gegentribüne ist scheinbar komplett gesperrt und verfällt so langsam vor sich hin. Aber auch ansonsten hat der Ground einen richtig schön vergammelten Charme.





Nach dem Spiel war auch meine bessere Hälfte wieder am Start und zu sechst ging es ins empfehlenswerte Restoran Velika Skadarlija. Dort gab es eine sehr leckere Grillplatte, ein paar Pivo und nen Kurzen, der dem Jüngsten unter uns irgendwie nicht so gut bekam. Dann verabschiedeten wir uns von den Anderen und nach nem Abstecher zur sehenswerten Kathedrale des Heiligen Sava (die größte Kirche Südosteuropas und eine der größten Orthodoxen der Welt) ging es nach 25 gelaufenen Tageskilometern ins Hotel wo die Nacht nach erneut nur vier Stunden wieder rum war und der Bus uns zurück zum Flughafen brachte.


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