Im Exil hat man es nicht einfach, ständig muss man sein Revier markieren und verteidigen. Das schlimmste ist aber dieses verdammte, frühe Aufstehen um bei Auswärtsspielen überhaupt erstmal zum Abfahrtsort zu kommen. Um drei Uhr war die Nacht rum und erst eine Stunde später gab es Frühstück, denn kein Bier vor Vier. Lange musste ich warten um das mitgebrachte Bier aus Malta trinken zu können, schließlich stand "May16" auf der Büchse, aber heute war es fällig. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof hatte ich ne knappe halbe Stunde Zeit und da die rum gehen musste hatte ich nach zwei Doppel Cheeseburgern und nem weiteren Bier meine Kalorien für den Tag intus, aber es war ja mittlerweile auch schon fast Fünf. Wem es nach den heißen Tagen mittlerweile zu kühl ist, dem kann empfohlen werden sich in den ICE zu setzen, eine abartige Hitze da drin, aber die Bahn war pünktlich und das erlebt man ja auch nicht jedes Jahr. Ab Frankfurt war der Bus des "EFC per sempre" mein Fortbewegungsmittel und um halb Neun erreichten mich die Mistvögel mit der ersten Schnapsrunde. Vollkommen abartig, aber Nein sagen will man ja auch net, die gute Erziehung und so, Fußballfans sind schließlich höfliche Menschen. Um halb Elf war es dann an der Zeit das Bier gegen Wodka Lemon zu tauschen, Auswärtsfahrt halt. Etwas später brauchte der Körper wieder Abwechslung und verlangte nach Jacky Cola. So ging es bei Gebabbel mit feinen Menschen immer wieder hin und her, bis wir trotz früher Abfahrt und nicht allzu vielen Pausen mal wieder ziemlich knapp in Bremen ankamen. Aber egal, denn die Bullen am Stadion und die Einlasskontrollen waren ziemlich locker und wir rechtzeitig am Platz. Ich hatte recht große Erwartungen an den Support, denn die "green white wonderwall" war ja in aller Munde und der Zusammenhalt und die Stimmung in Bremen in den letzten Wochen scheinbar grandios. Die Medien brauchen aber manchmal auch einfach ein paar nette Geschichten. Die Haupt- und Gegentribüne machte zwar verhältnismäßig viel Stimmung, aber bis auf wenige und einfache Wechselgesänge beschränke sich das auf die dämlichen Klatschpappen, die die Eventies mit Begeisterung bearbeiteten. Von der Bremer Kurve kam auch nicht wirklich viel, aber wäre da nicht dieses Hirngespinst mit der "wonderwall" gewesen würde das auch keinen überraschen. Bei großen Teilen der aktiven Bremer Szene stehen Fußball und Support bekanntlich hinten an und in erster Linie geht es um Politik. Dass da nicht jeder mitmacht und die Stimmung darunter leidet ist kein Wunder, schließlich duldet die Fraktion Links andere Meinungen ebenso wenig wie die Extremen der Gegenseite. Ich finde ja, dass es im Stadion generell kein rechts, links oder schwarz, weiß, sondern nur den eigenen Verein geben sollte. Bei uns war die Stimmung meiner Meinung nach sehr ordentlich, mit einer guten Lautstärke und wenigen Unterbrechungen. Aber wenn man mittendrin steht und alles gibt ist man für diesen Moment in einer anderen Welt und kann das nicht ganz objektiv beurteilen. Im ersten Durchgang war die Partie ziemlich ausgeglichen. Wir legten stark los und hatten mit Ben Hatira und Hasebe zwei gute Möglichkeiten in Führung zu gehen. Dann kam Werder etwas besser ins Spiel, aber große Chancen blieben auf beiden Seiten aus. In der zweiten Hälfte war zwar nur noch Werder am Drücker, aber wir standen Hinten sehr Kompakt und den Bremern fehlten die richtigen Ideen. Eigentlich war klar, dass wir mehr nach Vorne machen müssen um für Entlastung zu sorgen, da es sonst sehr eng werden würde und ein Tor sehr schnell fallen kann. Dem Druck und Willen der Bremer stand allerdings etwas das Unvermögen im Weg und so nach und nach spielte die Zeit für uns. Mit Verlängerung wären es nur noch fünf Minuten gewesen, die uns vom direkten Klassenerhalt getrennt hätten, aber es kam wie es kommen musste und der Ball war drin. Den Freistoß, der zum Tor führte muss man sicher nicht geben, aber nach diesem Spielverlauf muss man sich darüber ganz bestimmt nicht aufregen, es war einfach verdient. Warum Seferovic (den ich eigentlich mag) heute mit seiner unterirdischen Leistung durchspielen durfte weiß wohl nur der Trainer. Nach dem Spiel musste man mal wieder das totale Versagen der Verantwortlichen erleben. Alle Gästefans wurden in eine Richtung geleitet und mussten Shuttlebusse benutzen, soweit in Ordnung. Dass es sich dabei um rund 4.000 Leute handelt und der Schlusspfiff nach 90 Minuten ertönt ist aber keine Überraschung und dass dann eine halbe Stunde nach Spielende keine Busse bereitstehen und die Fans an einer künstlich geschaffenen Engstelle zusammengetrieben werden ist es eine Farce. Hierfür kann es nur zwei Erklärungen geben. Entweder pure Dummheit und völlige Fehlplanung oder der bewusste Versuch von Politik und Polizei eine Eskalation herbeizuführen um die völlig unverhältnismäßigen Sicherheitsausgaben zu rechtfertigen.
Abhaken, Nürnberg schlagen, drin bleiben! Auf jetzt!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen