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Donnerstag, 9. Mai 2019

Chelsea - Eintracht

Inge hielt es für ne gute Idee gestern Abend ins Brauhaus zu gehen und bis ich gegen Mitternacht ins Bett fiel, fand ich das auch gut. Als um Vier der Wecker stresste war ich allerdings nicht mehr ganz dieser Meinung. Naja, Europacup is kein Kinderspiel. Mit ner kleinen Propellermaschine von flybe ging es erstmals zum Londoner City Airport, wo ich mit Nackenschmerzen aufwachte und dabei kein bisschen wacher war. London ist natürlich ein alter Hut, aber laufen soll ja gesund sein. So ging es von Bank-Station über St. Pauls große Kirche am alten „The Anchor" Pub vorbei zur Burg mit den Kronjuwelen der royalen Familie und der schönen Brücke. Die verbrannten Kalorien machten sich bemerkbar und mussten bei einem full english breakfast und ein paar Pints wieder nachgetankt werden. Auf dem Weg zum Hotel machte ich noch einen Stopp am Wahrzeichen der Stadt, allerdings schämte sich Ben für seine dicken Glocken und verhüllte sich wie es die Scharia verlangt. Da es nun auch heftig zu schiffen begann, zog es mich in die Tube und zum typisch englisch versifften Hotel. Da Stefan und Anja ein Hotel ganz in der Nähe hatten, ging es nach Fish and Chips gemeinsam zum Treffpunkt in die Stadt. Dort wurden in einem Pub noch ein paar Pints verköstigt, bevor sich der Mob vorbei an der Butze der Queen zum Stadion nach Fulham aufmachte.







09.05.19 20:00 Chelsea FC - Eintracht Frankfurt 5:4 n.E., Stamford Bridge, Europa League Halbfinale, 36.070 Zuschauer

Der Gästeblock war schon weit vorm Anpfiff gut gefüllt und als Intro gab es eine kleine Choreo mit schwarz-weißen Fähnchen. Die Heimkurve füllte sich erst kurz vor Beginn und die Statisten hielten sich brav an die Vorgabe des Nichtstuns. Wir erwischten zwar den besseren Start, aber dann kam Chelsea besser ins Spiel und ging nicht ganz unverdient mit 1:0 durch Loftus-Cheek in die Pause. Jetzt war die Stunde eines Ordners gekommen, der wie ein ober Streber jeden wild ermahnte, der sich nicht an das Rauchverbot hielt. Es hätte mich nicht überrascht wenn er mit nem Herzinfarkt zusammengebrochen wäre oder vor Wut einen Amoklauf gestartet hätte. Er überlebte die Halbzeitpause aber genauso wie wir. Jovic sorgte im zweiten Durchgang für den schnellen Ausgleich und wahrscheinlich hat man den Torjubel bis nach Frankfurt gehört. Unsere Jungs waren da, sie waren heiß, sie waren wach und wollten den verdammten Sieg. Die Blues sind aber keine Freizeittruppe und so gab es in einem guten und unterhaltsamen Spiel keine weiteren Treffer. Die Stimmung war gut, aber teilweise merkte man die Anspannung sehr deutlich und das sollte in der Verlängerung nicht besser werden. Was für ein Krimi! Wir waren dem Siegtreffer näher als die Hausherren und der eingewechselte Haller zeigte wie wichtig er für uns ist. Allerdings wurden zwei seiner Abschlüsse auf der Torlinie geklärt. Die letzten zehn Minuten war extremes Zittern angesagt, denn die Kräfte waren am Ende und unsere Jungs stemmten sich mit den aller letzten Reserven gegen die Angriffe der Hausherren. Elfmeterschießen - die größte Belastungsprobe für Spieler und Fans. Als Trapp einen Elfmeter hielt und de Guzman zum 3:1 verwandelte waren der Jubel und die Freude riesen groß. Dann ging Hinteregger zum Punkt und beinahe jeder fragte sich wieso. Er hatte ein mega Spiel gemacht und in der Defensive alles und jeden bärenstark abgeräumt. Ein Sprinter läuft aber auch keinen Marathon. Als der Ball vor der Linie liegen blieb schien die Zeit still zu stehen und als auch der kurz vorher eingewechselte Paciencia scheiterte brach alles in sich zusammen. Im ersten Moment war die Enttäuschung riesig, wurde dann aber zu einem Mix aus Trauer und Stolz. Die Engländer waren nach kurzem klatschen schnell weg. Die Freude hielt sich bei Spielern und Zuschauern in Grenzen. Es war ja nur der Einzug ins Endspiel des Europacups. Euch verwöhnte Inselaffen soll der Blitz beim Kacken treffen! Wir feierten unsere Helden und bedankten uns für die unglaublichen Leistungen in diesem Wettbewerb und all die magischen Momente. Wir können stolz auf uns und unser Team sein, das steht außer Frage. Spieler kommen und gehen, da muss man sich keine Illusionen machen, aber diese Mannschaft wird in Erinnerung bleiben. Dann ist da aber auch die andere Seite der Medaille. Sag niemals nie und manchmal kommt es anders als man denkt. Es ist allerdings nicht unwahrscheinlich, dass wir dem Titel nicht mehr so nah kommen wie diesmal. Dieses ewige hin und her zwischen Stolz auf das Erreichte und Trauer aufgrund des Verpassten wird wohl noch einige Zeit andauern.
Glorreiche Zeiten, traurige Tage. Wir steh'n zur Eintracht, gar keine Frage! Europacup in diesem Jahr!




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