13.08.23 15:30 1. FC Lokomotive Leipzig - Eintracht Frankfurt 0:7, Bruno-Plache-Stadion, Mafia-Pokal, 11.100 Zuschauer
Nach dem Pokalendspiel, als (m)ein Traditionsverein gegen ein Wirtschaftsunternehmen und Marketingprodukt nicht nur irgendein Spiel, sondern einen Titel verloren hat, ist nicht nur die letzte Hoffnung auf einen Fußballgott gestorben, sondern es gab für mich auch endgültig einen Bruch zu diesem kaputten Geschäft namens Profifußball. Den Absprung schaffe ich zwar nicht, da die Liebe zum Verein und den Leuten einfach zu groß ist, aber die Transfers, Neuigkeiten und Testspielergebnisse in der Sommerpause haben mich komplett kalt gelassen. Eintracht Frankfurt heißt Freunde, Erlebnisse und Erinnerungen. Alles was außerhalb der Kurve passiert, ist ein Zirkus aus einer anderen Welt, den ich ab sofort noch weniger Intensiv verfolgen werde als bisher. Nun wartete in der ersten Pokalrunde wieder ein Verein, der Leipzig im Namen trägt. Aber mit dem Unterschied, dass der 1. FC Lokomotive wie die BSG Chemie ein wahrer Leipziger Traditionsverein ist und kein eingekauftes Konstrukt aus Fuschl am See und Markranstädt, wie der andere Dreck. Leutzsch und Probstheida sind die beiden Leipziger Stadtteile, die ein Fußballfan da sofort im Kopf hat. Die Freude bei der Auslosung war groß, aber Hoffnungen auf ein richtiges Heimspiel für Lok machte ich mir eigentlich nicht und bin fest vom Zentralstadion als Spielort ausgegangen. Drei Jahre spielte die Eintracht mit dem Lok Vorgänger VfB Leipzig in einer Liga und da ich nun einen Haken dahinter setzten kann, ist der SV Babelsberg der letzte Verein der mir fehlt um alle Vereine besucht zu haben, bei denen die Eintracht zu meinen Lebzeiten in den letzten fast 40 Jahren ein Ligaspiel bestritten hat. Trotz der Brisanz durch die Freundschaft der UF zu den Chemikern bekamen wir anstandslos unser Ticket Kontingent und durften weitestgehend alle Fanutensilien mitnehmen. Das war bei den Stadtderbys auch schon anders. Die letzten Kilometer durch die Stadt waren nervig und beim Halt an ner roten Ampel vor ner Kneipe, bei der es nur so von Gelben wimmelte, hatte ich kurz Angst um mein Auto. Sachbeschädigung privaten Eigentums ist aber zum Glück eher die Spezialität der anderen Seite. Am Parkplatz stand Tobi samt Gang bereit und übergab das begehrte Ticket. Danke fürs Warten! Bei der Ankunft im Block fühlte man sich direkt richtig willkommenen. Zäune und Absperrungen wohin das Auge sah. Als man die Pufferblöcke hinter sich gelassen hatte und am Platz stand, konnte man aber erstmal den Blick auf das schöne, alte Stadion Schätzchen werfen und genießen. Davon gibt es mittlerweile viel zu wenige. Das grelle Kanarienvogel Gelb überall störte den Anblick aber schon etwas. Die Heimkurve präsentierte für das Highlight gegen Europas beste Mannschaft standesgemäß eine Choreo. Jede Choreo ist besser als nichts, aber für ihre Kreativität und die künstlerische Begabung sind Lok-Führer nun mal nicht bekannt. Die fast orange farbenen Pappen haben sich schon sehr mit dem neongelben Rauch gebissen. Auf dem Feld zeigten wir Lok gleich wie der Hase läuft und spielten sie komplett an die Wand. Naja, fast. Die Leipziger wären zwar beinahe in Führung gegangen und vors Tor kamen wir eigentlich gar nicht, aber im Mittelfeld schoben wir die Bälle schon besser hin und her. Noch haben wir 100 Millionen weniger auf dem Konto und deshalb führten wir zur Pause etwas schmeichelhaft mit 1:0. Man muss die Sachsen ja nicht lieben, aber Pils können sie. Weiter gehts. Im ersten Teil der zweiten Hälfte sah man den drei Klassen Unterschied sehr gut. Wir kickten auf Regionalliga Niveau und Lok spielte wie ein Landesligist. Dann erhöhten Götze und ein Neuer irgendwie auf 3:0. Tobi heulte sich bei mir aus, dass er die erwarteten riots vermisst und keine fünf Minuten später war das Spiel unterbrochen. Blöder Tobias. Pyrotechnik im Stadion ist ein ewiges Streitthema, aber so geil die Fackeln in der Kurve auch aussehen, so strittig sind Böller selbst in vielen Teilen der Fanszenen und bei Leuchtspur sieht es nicht anders aus. Die paar anfänglichen Knallerbsen hätten vermutlich keinen gestört, aber einen ordentlichen Polenböller ließen die Lokis dann auch noch los. Dass es der Akzeptanz von Böllern im Stadion zuträglich ist, wenn man sie zwischen die eigenen Rollstuhlfahrer wirft, würde ich aber erstmal dezent anzweifeln. Leuchtspurmunition kann gefährlich werden, aber wenn man wie die Lokis mit seinem Hartz 4 Satz gut haushalten muss, um Mandy zu Hause bei Laune zu halten und ihr ihre Asi-Ossi-Strähnen zu bezahlen, reicht es halt zum Glück nur für irgendwelche verhungernden abgelaufenen Restbestände der Volksarmee. Insgesamt wurde etwas der Pöbelmodus angeworfen und das war auch tatsächlich überfällig, aber passiert ist nix. Als die Mannschaften zurück auf dem Feld waren, flog noch eine Fackel von der anderen Seite in die Nähe eines Balljungen und ein richtiger Hengst zündete ein Kinder Trikot aus dem Fanshop an. Die sind günstiger und so bleibt noch etwas Geld für ne Banane und Fusel übrig. Überraschend klug für so ein Hohlbrot. Die Lok Spieler hatten nun die Hosen voll und ohne groß etwas dafür zu tun stand es am Ende locker flockig 7:0. Mein höchster Eintracht Sieg. Auf dem Weg zum Parkplatz versuchten noch ein paar motivierte Ronnys uns anzugreifen. Überraschend, dass ihnen der Versuch beim riesigen Polizeiaufgebot gelungen ist. Weniger überraschend, dass die Cops dem schnell ein Ende setzten. Beim gegenüber Stehen zeigte sich, dass die Lok Glatzen besonderes Interesse daran hatten unseren Vizzy zu maßregeln. Ich persönlich kann das natürlich absolut nachvollziehen, frage mich aber schon, woher die von seinem Kölsch Konsum wissen konnten. Es steht ja schließlich nicht in der Zeitung, wenn ein Schwarzer auf dem Wäldchestag völlig fehlgeleitet Kölsch trinkt. Aber lass es dir eine Lehre sein mein Lieber, dass solche schweren Sünden nicht unbeobachtet bleiben. Deutscher Pokalsieger SGE!
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