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Sonntag, 29. September 2024

Holstein Kiel - Eintracht

29.09.24 15:30 Kieler SV Holstein - Eintracht Frankfurt 2:4 (1:1), Holstein Stadion, 1. Bundesliga, 15.034 Zuschauer

Um sechs Uhr morgens ging die Reise in den Norden los. Für Speis und Trank war bestens gesorgt und im Bus war es auch auszuhalten. Draußen war es dunkel, nebelig und einfach nicht schön. Germanien wie es schon die Römer fürchteten. Nun sind wir aber keine Römer, sondern Frankfurter und kehrten nicht ängstlich um. Schließlich war es für die Meisten ein neuer Ground. Ich als elender Stadiontourist war 2010 allerdings schon mal in der Regionalliga gegen RB im Holstein Stadion in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel. An und in Deutschlands nördlichster Großstadt kennt man vermutlich den Ostseehafen, den Marinestützpunkt, die Kieler Sprotten oder die Kieler Woche. Hübsch ist es dort nicht unbedingt und das will schon was heißen, bei einer Stadt am Wasser. Der bekannteste Sportverein der Stadt ist zweifelsohne THW Kiel im Handball. Aber auch Fußball wird gespielt. Wer erinnert sich nicht an die legendäre Partie auf dem Kieler Marktplatz 1990? Holzbein Kiel gegen 1. FC Süderbrarup! Die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 darf sich deutscher Meister von 1912 nennen und kickte bis 1963 immer erstklassig. Nach Einführung der Bundesliga spielten sie erstmals zweit- und drittklassig, bis die Störche von 1981 bis 2017 nur noch dritt und viertklassig gegen den Ball traten. Nach sieben Jahren in der 2. Bundesliga schafften sie diese Saison erstmalig den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Nicht wenige sagen, dass Kiel nichts in der ersten Liga zu suchen hat und gerne direkt wieder absteigen darf, aber danach gehe ich nicht mehr. Schließlich müsste die 1. Bundesliga dann in diesem Jahr mit acht Vereinen auskommen. Die Fahrt ging schnell, unkompliziert und gesittet über die Bühne und in SH waren viele Schilder mit den Vereinsfarben versehen, was ich hier jetzt nicht unbedingt erwartet hätte. Die Bratwurst im Stadion war geschmacklich ne 08/15, aber das Flensburger mundete, auch wenn man es bei diesem unverschämten Preis eigentlich boykottieren müsste. Ich glaube 5€ wollten die fürs 0,4er. Ich habe Kiel letztes Jahr im Pokal in Gütersloh gesehen und die Szene hat mich sehr positiv überrascht. Dieses Jahr in Aachen war es auch okay. Leider ist da zu Hause nicht mehr als auswärts. Im Gegenteil. Es zerläuft sich. Optisch okay, akustisch bewusst nie wahrnehmbar. Aber das wäre eigentlich auch schlimm, in einem Frankfurter Gästeblock, der meiner Meinung nach richtig Bock hatte und Spaß machte. Spaß machte dem neutralen Zuschauer mit Sicherheit auch das Spiel. Einem Eintracht Fan war das teilweise etwas zu fahrlässig. Im Gegensatz zu Pilsen wurde das hintenraus aber besser und nicht schlechter. Wenn man wüsste, dass es gut ausgeht, ist mir ein 4:2 aber durchaus lieber, als ein 1:0. De Marmoush is halt einfach en Gude. Fünf Spiele, zweiter Platz. Das kannste schon so machen. Danke an euch alle, ich liebe euch noch immer, schon wieder oder irgendwas dazwischen. Eintracht! 


Donnerstag, 26. September 2024

Eintracht - Viktoria Pilsen

26.09.24 21:00 Eintracht Frankfurt - FC Viktoria Plzen 3:3 (1:1), Waldstadion, Europa League, 56.500 Zuschauer

Fünf Tage schönstes Wetter auf der Balkanhalbinsel, dann kommste nach Frankfurt und es schüttet. Vom Bus zum Auto fing es so richtig an zu gießen. Das ist Timing. Tasche und Rucksack klatschnass. Der Inhalt nass. Die Unterhose nass. Jeans, Schuhe und Socken klatschnass. Na toll. Alle Entspannung wieder dahin. Da kennt ich grad verrickt wern. Im MTZ wurde ein Paar günstige Schuhe gekauft und bei Marcel und Mel konnte ich mich umziehen. Danke und direkt weiter zum Stadion. Die Bullen hatten die Schranken zum GD schon geschlossen, da der Parkplatz voll sein sollte. Die Parkplatzsituation am Waldstadion ist wie das Wetter, einfach zum Kotzen und ich sah schon wieder das Knöllchen für unverschämte 50€ am Auto hängen, obwohl ich immer so parke, dass ich keine Sau behindere. Nach ner Extrarunde kam ich über Umwege aber noch auf den Parkplatz am GD, der selbstverständlich nicht voll war. Dein Freund und Helfer. 1, 2, 3, scheiß… Ihr wisst schon. Unser Fahnenmeer in der Nordwestkurve muss sich vor niemandem verstecken, das ist einfach immer wieder ein geiler Anblick. Die magische Stimmung vergangener Europacup Abende will aber nicht mehr so richtig aufkommen. Außerhalb der Kurve sind die Leute satt und machen so gut wie gar nicht mehr mit und auch die Kurve bekommt es, vermutlich aus vielerlei Gründen, nicht mehr hin, die Wucht vergangener Europacup Spiele auf die Stimmbänder zu bringen. Natürlich muss sich da jeder an die eigene Nase packen und ich nehme mich da nicht raus. Schlecht ist die Stimmung deshalb ja auch nicht gleich. Bei der offensiven Aufstellung und dem vermeintlich leichten Gegner war ich so arrogant, mir ein schönes Ergebnis auszumalen. Vermutlich waren auch die Spieler zu selbstsicher und gingen es zu locker an. Pilsen war letzte Saison und ist schließlich auch aktuell nur Dritter in Tschechien. Ohne den großen Fußball war das 1:0 verdient und wir hatten genug Möglichkeiten nachzulegen, aber es fehlte der Biss. Das 1:1 war ein Fernschuss aus dem Nichts. Klasse. Das zwischenzeitliche 3:1 war entspannt und dieses Spiel, dieses Ergebnis konnte man gar nicht mehr aus der Hand geben. Unsere Abwehr und unser Ersatztorhüter schafften es aber doch, dem ideenlosen Gegner in der Schlussphase den Ausgleich zu überlassen. Kampf und Wille reichen manchmal ganz alleine aus, um einen Punkt mitzunehmen. Vom Gästeblock habe ich keine Wunder erwartet, war aber dennoch enttäuscht. Die waren mal besser. Den Treffer zum 3:3 feierten sie aber dennoch wie einen Sieg. Ein Unentschieden, das sich wie Sieg und Niederlage anfühlt.


Mittwoch, 25. September 2024

FK Sarajevo - FK Zeljeznicar

Sarajevo ist die Hauptstadt Bosnien und Herzegowinas. In der einzigen Metropole des Landes ist man scheinbar noch immer sehr stolz, die Olympischen Winterspiele 1984 ausgerichtet zu haben. Wo Winterspiele sind, da sind auch Berge. Für mich ist Sarajevo das La Paz Europas. Es war auch in Sarajevo, wo bei einem Attentat der österreichisch ungarische Thronfolger Franz Ferdinand ermordet wurde, was schlussendlich den 1. Weltkrieg nach sich zog. Nach unkompliziertem Check-in im Apartment für günstige 22€ ging es direkt weiter in die Altstadt, denn so schön wie Booking sagte, war die Wohnung nicht. Viele Moscheen mit ihren Minaretten prägen das Stadtbild, aber auch mindestens eine katholische und eine orthodoxe Kirche, sowie eine Synagoge findet man, was Sarajevo den Beinamen Klein Jerusalem oder europäisches Jerusalem beschert. Die Šeher-Ćehaja-Brücke über die Miljacka, das alte Rathaus und der Baščaršija-Platz sind neben den Gotteshäusern die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Naja, aber auch hier gefällt mir die orientalisch geprägte Altstadt insgesamt wirklich gut, aber an das Flair von Mostar kommt die Hauptstadt nicht ran. Zu saftigen und leckeren Ćevapčići gab es trotz eines richtigen Restaurants leider wieder kein Gezapftes aber zumindest ein helles und ein dunkles Sarajevsko. Wenn Maps sagt „größtenteils flach“, dann kann das stimmen, muss es aber auch nicht. Der Anstieg von der Altstadt zum Stadion hatte es nämlich in sich.





25.09.24 20:30 FK Sarajevo - FK Zeljeznicar Sarajevo 1:1 (0:1), Olimpijski Stadion Asim Ferhatovic Hase, Premijer Liga Bosne i Hercegovine, 24.000 Zuschauer

Soccerway hatte das Derby in Sarajevo schon ein paar Tage mit der richtigen Uhrzeit hinterlegt, aber nur dieses Spiel. Keine Ahnung woher die diese Info hatten, denn weder die Seiten der Vereine, des Verbandes, der Liga oder sonst wer hatte das so angezeigt. Top, dass es mit der Terminierung gepasst hat. Rund um das größte Stadion des Landes rauchten die Grills mit Ćevapčići, wovon ich nach dem Spiel auch noch Gebrauch machen sollte. In der jugoslawischen Fußballliga spielten hier Roter Stern und Partizan Belgrad, sowie Dinamo Zagreb und Hajduk Split vor. International waren Größen wie ManU und der HSV zu Gast. Der FK Sarajevo liegt mit fünf bosnischen Titeln hinter dem FK Željezničar, die sechsmal Meister wurden. Dafür haben sie mit zwei jugoslawischen Meisterschaften eine mehr, als die Eisenbahner (Željezničar). Željo stand dafür wiederum einmal im Halbfinale des UEFA Pokals. Die ersten zehn Minuten war das von beiden Seiten ein vogelwildes Offensivfeuerwerk, das einem als Trainer vermutlich nicht gefällt. Dem Zuschauer dafür umso mehr. Danach wurde es zwischenzeitlich ziemlich ruhig auf dem Feld, bevor es wieder offensiver und unterhaltsamer wurde. Hier hätten auf jeden Fall ein paar Tore mehr fallen können und die Partie war das beste Spiel der Tour. Die Maniacs standen zu Spielbeginn ganz ohne irgendwelche Banner usw. im Gästeblock. Dann rollten sie aber ein Spruchband aus, das Google mit „Tradition der Hauptstadt“ übersetzt und zeigten dazu eine Choreo mit bunten Folien, bei der ich das Motiv allerdings nicht „entschlüsseln“ kann. Die Ultras der Horde Zla überzeugten im ersten Durchgang mit vielen Fahnen und Doppelhaltern, auf die in der zweiten Hälfte allerdings verzichtet wurde. Natürlich gab es auch Pyrotechnik auf beiden Seiten, wobei ich es beim Heimverein überraschend fand, dass auch auf der Haupttribüne und besonders auf der Gegengerade sehr ordentlich gezündet wurde. Akustisch war das von beiden Kurven sehr stark. Kaum Pausen, extrem hohe Mitmach-Quote und einfach laut. Viel „Arm-Einsatz“ und das zum Teil auch mit ungewohnten Bewegungen. Das hat echt Spaß gemacht. Daumen hoch für beide Kurven. Ein bisschen Bambule auf dem Feld, Cigani Rufe für den Gegner und eine etwas ungewohnte Blocksperre für die Heimfans auf allen Tribünen beendeten dieses Derby. 






Nach den Cevapcici am Abend, etwas Schlaf und einer Dusche, war es an der Zeit die Reise zu beenden. Ab zum Flughafen. Die Rückgabe des Mietwagen klappte gut und die Flugverspätung des Lufthansa Vogels war am Ende nicht so schlimm wie zuerst befürchtet. Fünf schöne Tage mit bestem Wetter, drei bereisten Ländern, zwei Länderpunkten, sechs Spielen und 3 1/2 Derbys gehen erfolgreich zu Ende. Etwas stressig, aber das hab ich mir ja so ausgesucht und die Terminierungen waren einfach zu gut, um irgendwas wegzulassen. Wenn ich das Geld von Check 24 zurück bekomme ist alles gut. Bosnien ist ein tolles Reiseziel, das mich ganz bestimmt wieder sehen wird. Land und Leute verdienen den Daumen nach oben.

Dienstag, 24. September 2024

Zrinjski Mostar - Siroki Brijeg

In Sarajevo gelandet, hieß es Mietwagen abholen. Alter Vadder. Mein leider Ex-Kollege Kenan ist Bosnier, aber Bosnier sind nicht Kenan. Ich hab noch nie so lange gebraucht um einen Mietwagen abzuholen und vor mir waren nur 0,5 Leute. Einer, der eigentlich schon fertig war. Dieser Typ am Schalter hatte glaube ich keine Ahnung was er da tut, aber im telefonieren war er ein Großer. Problem 1: Das Internet wollte nicht. Problem 2: Die haben mir einen Automatik Wagen gegeben und ich hab doch meinen linken Fuß nicht unter Kontrolle. Ich nehme es vorweg, das „Kuppeln“ war diesmal nie ein Problem. Die Fahrt nach Mostar war im Blindflug grundsätzlich auch kein Problem, denn dafür gibt es ja Schilder. Das Problem war aber, dass die App nicht im Hintergrund lief. Die Strecke lässt sich gut in vier Teile unterteilen. Teil 1, die Autobahn. Teil 2, alle 500 m verkauft jemand Honig am Straßenrand. Teil 3, alle 500 m drehen bei einem Restoran am Straßenrand die Lämmer am Spieß. Teil 4, wunderschöne Landschaft. In Mostar angekommen gönnte ich mir in einem Supermarkt WLAN um zum Apartment zu kommen. Der Eigentümer bot aber auch an mich abzuholen. Sehr nett, aber nicht nötig.


Mostar ist die größte Stadt im Landesteil Herzegowina und liegt zwischen den Bergmassiven Velez und Cabulia. Der Bosnienkrieg führte zu einer Teilung der Bevölkerung. Die kroatischen Einwohner leben größtenteils westlich und die bosniakischen Einwohner östlich des Flusses Neretva. Viel Zeit hatte ich leider nicht, aber ein kurzer Besuch der Altstadt war trotzdem Pflicht. Im Internet hatte ich vorher auf die Schnelle nur Bilder der alten Brücke gefunden. Das Foto von Mostar und natürlich ein wunderschöner Anblick, aber daher dachte ich, dass es sonst nix zu sehen gibt. In Wahrheit ist die gesamte Altstadt aber traumhaft. Ich fand es richtig schade, dass ich keine Zeit hatte, in Ruhe etwas zu Essen und ein bis drei Pivo zu genießen. Der Plan nochmal mit meiner Freundin hierher zu kommen steht meinerseits eigentlich schon. Die engen Gassen haben ein Flair, dass ich selten erlebt habe. 



24.09.24 20:30 HSK Zrinjski Mostar - NK Siroki Brijeg 3:0 (1:0), Stadion Bijeli Brijeg, Premijer Liga Bosne i Hercegovine, 2.500 Zuschauer

Vorm Stadion gab es einen kleinen Stand mit Ozujsko Bier und gegrillten Würsten. Das ist doch das, was unsereins beim Fußball erwartet. Hin da! Mein erstes Gezapftes gab es also im Plastikbecher. Zusammen mit der leckeren Wurst im Brötchen war das wie ein Sterne-Menü für mich. Das hätte ich aber nicht für 4,50 € bekommen. Im Stadion wurde Heineken aus einem Karlovačko Stand im Laško Becher ausgeschenkt. Das nenne ich Inklusion. 0,3 Liter für 3 Mark übrigens, was dem Kurs der guten alten Deutschmark entspricht. Für den Schein liefen die Meister auch alle in Karlovačko Sachen rum. Wenn ich mal nicht die Banderole am Fass erspäht hätte. Seltsamerweise schmeckte das nämlich gar nicht so schlecht wie gewohnt. Ich liebe diese alten Schüsseln mit ihren geilen Flutlichtmasten! Das sind Fußballstadien! Es ist so schade, dass diese Masten immer mehr aussterben. Die Gegengerade ist leider ne Baustelle. Schade, da man so keinen Blick auf die Gäste hatte, die hier quasi ohne Einsicht aufs obere Eck der Tribüne verbannt werden. Der kroatische Sportclub Zrinjski Mostar ist heute der älteste Fußballverein in Bosnien und Herzegowina. Achtfacher Meister und somit Rekordsieger einer jungen Liga in einem jungen Land. Die Gäste wurden seit Gründung der Liga im Jahr 2000 zweimal Meister. Wie ich gelernt habe, wird dieses Spiel als Herzegowina Derby bezeichnet. Die Zrinjski Ultras hatten, wie sich bei den Klatscheinlagen schön zeigte, an die 100% Mitmachquote und das war eigentlich dauerhaft so. Richtig gut. Natürlich haben die einen relativ kleinen Block und Mob, aber das wäre bei uns unvorstellbar. Die Škripari aus Brijeg wirkten von der Stelle abseits der Tribüne aus, von der man sie halbwegs sehen konnte motiviert, aber akustisch wahrgenommen hab ich sie aus ihrem Sträflingsblock nur zweimal. An Tifo gab es bei den Ultras Zrinjski außer einem Banner und einem Doppelhalter nichts zu sehen. Das 1:0 wurde mit einem Bengalo gefeiert, aber kurz darauf bekam man eine schöne Dampf und Licht Show geboten. Zum Spiel könnte ich auch was schreiben, aber dafür hatte ich zu viel Bock auf Bier, denn es wollte der 47. Länderpunkt gefeiert werden und diese leidenschaftliche „Kurve“. Soviel Ehrlichkeit muss sein. Beim 2:0 wurde schön der Torwart umspielt und soviel kann ich sagen, es war verdient. Das 3:0 wollten sie und haben es sich erkämpft. Ein Kopfball an den Innenpfosten und rein. Das Derby bei Velez ist auf meinem Wunschzettel weit nach oben gerutscht. Bei aller Liebe muss aber auch Kritik erlaubt sein. Dass die einheimischen Bier Austräger unseren „Bier Bier Bier Bier Bier“ Jungs die Arbeit wegnehmen, geht nämlich gar nicht.





Nach dem Check-out im Apartment ging es nochmal in die Altstadt und dort habe ich natürlich auch den schönen und berühmten Blick auf die Stari Most, die alte Brücke genossen. Da die Brücke im Krieg zerstört und wiederaufgebaut wurde, ist sie eigentlich gar nicht so alt, aber ich hab mir den Namen nicht ausgedacht. Heute lief ich noch kurz durch den bosniakischen Teil der Altstadt auf der anderen Seite der Neretva. Die unzähligen Reisegruppen waren mir aber zu viel und es ging zurück zum Auto und nach einem Frühstücks Einkauf durch die schöne Berglandschaft zurück nach Sarajevo.




Montag, 23. September 2024

FK Partizan - FK Crvena Zvezda

Seltsamerweise gab es von Albanien weder Direktlüge nach Bosnien oder Montenegro, noch nach Split oder Dubrovnik. Ein Mietwagen war aufgrund der Rückgabe in einem anderen Land auch keine Option. Per Bus wäre theoretisch eine günstige Möglichkeit gewesen, die sich bei an die zehn Stunden Fahrt aber auch als reine Theorie zeigte. Die Flüge über Belgrad waren aber gar nicht mal so teuer, nur als Variante mit Anschlussflug zu zeitintensiv. Allerdings bin ich dabei zufällig darüber gestolpert, dass dort am bis dahin spielfreien Montag ebenfalls das Derby stattfinden sollte. Auf geht's.

Am Flughafen in Beograd machten sich der fehlende Schlaf und die Müdigkeit bemerkbar. Außerdem war es kalt. Kein Vergleich zu Tirana, knapp 1 1/2 Stunden früher. Hier zeigte sich auch, weshalb ich es so hasse, mit Bus und Bahn zu fahren. 50 Minuten rumlungern und auf den scheiß Bus warten. Natürlich fuhr der nicht da ab, wo es ausgeschildert war und auch nicht wann er es sollte. Auf der Zeittafel stand er ebenfalls nicht. Jemanden zu finden, der A: Englisch konnte und B: Ahnung hatte, war auch nicht einfach. Der Taxi Mafia wollte ich aber kein Geld in den Rachen werfen. Danke an den indischen Busfahrer einer anderen Route. Ich hasse Busfahren! Das Appartement hatte ich bereits für den Vortag gebucht, denn mit der Tasche um 7 Uhr morgens durch Belgrad zu tigern bis zum Check-in am Nachmittag war keine Option. Das kostete zwar 4.225 RSD zusätzlich, aber auf die 36€ kam es nun auch nicht mehr an. So konnte ich wenigstens eine ordentliche Mütze Schlaf nachholen. 

Gegen Mittag war ich wieder fit und es konnte weiter gehen. Da ich schon mal in Belgrad beim Derby war, kannte ich die Stadt zwar, hatte sie aber als nett in Erinnerung und wollte nicht ohne Besichtigungstour bleiben. Zuerst musste ich aber zum Stadion. Die Buchung der Eintrittskarte war nämlich nicht ganz unproblematisch. Diese Formulare mit den eigenen Daten kann man sich ja meist auf allen möglichen Sprachen zusammen reimen, aber das geht nur mit Buchstaben und nicht mit irgendwelchen komischen Zeichen. Dank Google hat es zwar funktioniert und auch die Zahlung ging durch. Mein Ticket hatte ich bis heute aber noch immer nicht. Da meine Mailadresse nicht funktionierte, danke ich Katja für ihre Hilfe und hatte nach etwas nervenaufreibendem hin und her mein Ticket. Danke. Darauf erstmal ein Pivo auf dem Weg zurück ins Zentrum. Belgrad ist mit weit über einer Millionen Einwohnern nicht nur die serbische Hauptstadt, sondern war das auch im ehemaligen Jugoslawien. Highlights sind der Dom des Heiligen Sava, eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt und die Festung. An der Stelle wo die Save in die Donau mündet, liegt die Festung von Belgrad. Oft und lange umkämpft und als das Tor zum Balkan bezeichnet. Alles auf dem Weg liegende wurde ebenfalls angesehen und dann fiel mir auf, dass ich seit mittlerweile 25 Stunden nix mehr gegessen hatte. Viel Zeit blieb bis zum Anstoß aber nicht mehr und so gab es nur Cevapcici to go. Weiter, immer weiter.






23.09.24 19:00 FK Partizan - FK Crvena Zvezda Beograd 0:4 (0:2), Stadion Partizana, Super Liga Srbije, 11.000 Zuschauer

Die Stadien der beiden Kontrahenten sind nur einen Kilometer voneinander entfernt. Im ehemaligen Stadion der Jugoslawischen Volksarmee war ich noch nicht und dort sollte heute das ewige Derby, das meist ausgetragene Derby in Europa stattfinden. Crvena Zvezda ist seit 2018 Serienmeister, serbischer und jugoslawischer Rekordmeister und Rekordpokalsieger. Der größte Erfolg war der Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1992 (die heutige Champions League). Partizan ist sowohl in Serbien, als auch in Jugoslawien der zweit erfolgreichste Verein. International konnten sie den Mitropapokal gewinnen und waren Finalist im Europapokal der Landesmeister 1966, wo sie nur knapp gegen Real Madrid verloren. Auf den Rängen werden beide Vereine von zwei namenhaften Kurven und Gruppen vertreten. Die Totengräber (Grobari / Partizan) und die Mutigen (Delije / Roter Stern / Crvena Zvezda). Die Grobari befinden sich leider im Streik und die Kurve blieb leer. Soweit ich das verstanden habe, geht es gegen den eigenen Vereinsvorstand und um das verbreiten von Fehlinformationen. Wahnsinn wie geschlossen sowas vonstatten gehen kann, denn die Kurve blieb tatsächlich fast komplett leer. Delije zeigte aber eine schöne, wenn auch recht einfache Choreo. Ich kann zwar keine Zeichensprache, würde aber vermuten, dass das Motiv einen weniger schönen Hintergrund hat. Die erste und einsame Fackel hatte eine extreme Brenndauer. Es gibt sie also noch, die Qualität. Die Gegengerade machte trotz leerer Kurve ganz gut Lärm und stand eigentlich geschlossen das gesamte Spiel über auf ihren Plätzen. Nach dem Rückstand ließ die Stimmung dort aber nach. Ein Tor durch Elfmeter, den der Schiedsrichter nach VAR Einsatz wegen eines Handspiels gab. Diese Entscheidung gefiel einem Partizan Anhänger gar nicht und als Flitzer schaffte er es mit gestreckten Mittelfingern übers gesamte Spielfeld bis vor die gegnerische Kurve. Danach verhinderte der Torhüter mit einer starken Parade den Ausgleich. Delije allgemein mit gewohnt gutem Support. Ein Wechselgesang untereinander stach aber heraus - Bombe! Der Rechtsaußen von Partizan mit der Nummer 39 hatte nicht nur die Hautfarbe von RCGM, unserem Flick-Flack Rolf, sondern auch seine Schnelligkeit. Das alleine macht zwar keinen guten Fußballer, aber zumindest konnte er so ein paar schöne Angriffe einleiten. Die dann nur zu nichts führten. Das Tor zum 2:0 in der Nachspielzeit fiel mit Hilfe der Abwehr, die nur zusah. Das 3:0 hat der Schnapper schön unter sich durchrutschen lassen, was die Gästekurve in einen Rausch versetzte. Das waren mir bei den vorherigen Treffern doch etwas zu wenig Emotionen beim Torjubel. Ein 4:0 ist schon eine herbe Derby Schlappe und nach diesem Treffer gingen dann auch tatsächlich ein paar Zuschauer, was mich bei einer asiatischen Reisegruppe aber doch etwas verwundert hat. Ein paar Minuten zu früh für die Rapid Viertelstunde entfachte die Gästekurve ein richtiges Feuerwerk. Unabhängig davon, wie man es findet und ob es nötig ist, explodierten hier häufiger mal Böller von der Gegengerade neben Spielern oder Polizisten und was tun die? Nichts! Sie machen einfach weiter ihren Job. Hier war Feuer drin. Besser als die Spiele in Albanien. Sportlich waren solche Spiele aber schöner, als die Eintracht noch erbärmlichen Kack-Fußball spielte und man froh über richtigen Calcio sein musste. Das Ergebnis schmeckte den Partizani gar nicht und direkt mit dem Abpfiff war die Anzeigetafel aus. Guter Support von Crvena Zvezda, aber auch wenn es dabei ja um die Unterstützung des eigenen Vereins geht, kann mir keiner erzählen, dass ein fehlender Gegner nicht ein paar Prozentpunkte kostet.





Nachdem ich zurück an der Unterkunft war, wollte ich noch was essen gehen und ließ mich in einem Restaurant nieder. Die Speisekarte bekam ich, aber während das einheimische Paar nebenan, das gleichzeitig mit mir Platz nahm und den Kellner scheinbar gut kannte, sein Essen und Trinken schon hatte, wurde noch nicht mal meine Getränkebestellung aufgenommen. Danke für nichts und Tschüss. Weiterhin kein Gezapftes auf dieser Tour. Zumindest aber noch ein leckeres Pljeskavica to go von der Grillbude, das ich im Apartment mit Büchsenbier genoss. Wie viele Kilometer ich heute gelaufen bin? Alle!