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Dienstag, 24. September 2024

Zrinjski Mostar - Siroki Brijeg

In Sarajevo gelandet, hieß es Mietwagen abholen. Alter Vadder. Mein leider Ex-Kollege Kenan ist Bosnier, aber Bosnier sind nicht Kenan. Ich hab noch nie so lange gebraucht um einen Mietwagen abzuholen und vor mir waren nur 0,5 Leute. Einer, der eigentlich schon fertig war. Dieser Typ am Schalter hatte glaube ich keine Ahnung was er da tut, aber im telefonieren war er ein Großer. Problem 1: Das Internet wollte nicht. Problem 2: Die haben mir einen Automatik Wagen gegeben und ich hab doch meinen linken Fuß nicht unter Kontrolle. Ich nehme es vorweg, das „Kuppeln“ war diesmal nie ein Problem. Die Fahrt nach Mostar war im Blindflug grundsätzlich auch kein Problem, denn dafür gibt es ja Schilder. Das Problem war aber, dass die App nicht im Hintergrund lief. Die Strecke lässt sich gut in vier Teile unterteilen. Teil 1, die Autobahn. Teil 2, alle 500 m verkauft jemand Honig am Straßenrand. Teil 3, alle 500 m drehen bei einem Restoran am Straßenrand die Lämmer am Spieß. Teil 4, wunderschöne Landschaft. In Mostar angekommen gönnte ich mir in einem Supermarkt WLAN um zum Apartment zu kommen. Der Eigentümer bot aber auch an mich abzuholen. Sehr nett, aber nicht nötig.


Mostar ist die größte Stadt im Landesteil Herzegowina und liegt zwischen den Bergmassiven Velez und Cabulia. Der Bosnienkrieg führte zu einer Teilung der Bevölkerung. Die kroatischen Einwohner leben größtenteils westlich und die bosniakischen Einwohner östlich des Flusses Neretva. Viel Zeit hatte ich leider nicht, aber ein kurzer Besuch der Altstadt war trotzdem Pflicht. Im Internet hatte ich vorher auf die Schnelle nur Bilder der alten Brücke gefunden. Das Foto von Mostar und natürlich ein wunderschöner Anblick, aber daher dachte ich, dass es sonst nix zu sehen gibt. In Wahrheit ist die gesamte Altstadt aber traumhaft. Ich fand es richtig schade, dass ich keine Zeit hatte, in Ruhe etwas zu Essen und ein bis drei Pivo zu genießen. Der Plan nochmal mit meiner Freundin hierher zu kommen steht meinerseits eigentlich schon. Die engen Gassen haben ein Flair, dass ich selten erlebt habe. 



24.09.24 20:30 HSK Zrinjski Mostar - NK Siroki Brijeg 3:0 (1:0), Stadion Bijeli Brijeg, Premijer Liga Bosne i Hercegovine, 2.500 Zuschauer

Vorm Stadion gab es einen kleinen Stand mit Ozujsko Bier und gegrillten Würsten. Das ist doch das, was unsereins beim Fußball erwartet. Hin da! Mein erstes Gezapftes gab es also im Plastikbecher. Zusammen mit der leckeren Wurst im Brötchen war das wie ein Sterne-Menü für mich. Das hätte ich aber nicht für 4,50 € bekommen. Im Stadion wurde Heineken aus einem Karlovačko Stand im Laško Becher ausgeschenkt. Das nenne ich Inklusion. 0,3 Liter für 3 Mark übrigens, was dem Kurs der guten alten Deutschmark entspricht. Für den Schein liefen die Meister auch alle in Karlovačko Sachen rum. Wenn ich mal nicht die Banderole am Fass erspäht hätte. Seltsamerweise schmeckte das nämlich gar nicht so schlecht wie gewohnt. Ich liebe diese alten Schüsseln mit ihren geilen Flutlichtmasten! Das sind Fußballstadien! Es ist so schade, dass diese Masten immer mehr aussterben. Die Gegengerade ist leider ne Baustelle. Schade, da man so keinen Blick auf die Gäste hatte, die hier quasi ohne Einsicht aufs obere Eck der Tribüne verbannt werden. Der kroatische Sportclub Zrinjski Mostar ist heute der älteste Fußballverein in Bosnien und Herzegowina. Achtfacher Meister und somit Rekordsieger einer jungen Liga in einem jungen Land. Die Gäste wurden seit Gründung der Liga im Jahr 2000 zweimal Meister. Wie ich gelernt habe, wird dieses Spiel als Herzegowina Derby bezeichnet. Die Zrinjski Ultras hatten, wie sich bei den Klatscheinlagen schön zeigte, an die 100% Mitmachquote und das war eigentlich dauerhaft so. Richtig gut. Natürlich haben die einen relativ kleinen Block und Mob, aber das wäre bei uns unvorstellbar. Die Škripari aus Brijeg wirkten von der Stelle abseits der Tribüne aus, von der man sie halbwegs sehen konnte motiviert, aber akustisch wahrgenommen hab ich sie aus ihrem Sträflingsblock nur zweimal. An Tifo gab es bei den Ultras Zrinjski außer einem Banner und einem Doppelhalter nichts zu sehen. Das 1:0 wurde mit einem Bengalo gefeiert, aber kurz darauf bekam man eine schöne Dampf und Licht Show geboten. Zum Spiel könnte ich auch was schreiben, aber dafür hatte ich zu viel Bock auf Bier, denn es wollte der 47. Länderpunkt gefeiert werden und diese leidenschaftliche „Kurve“. Soviel Ehrlichkeit muss sein. Beim 2:0 wurde schön der Torwart umspielt und soviel kann ich sagen, es war verdient. Das 3:0 wollten sie und haben es sich erkämpft. Ein Kopfball an den Innenpfosten und rein. Das Derby bei Velez ist auf meinem Wunschzettel weit nach oben gerutscht. Bei aller Liebe muss aber auch Kritik erlaubt sein. Dass die einheimischen Bier Austräger unseren „Bier Bier Bier Bier Bier“ Jungs die Arbeit wegnehmen, geht nämlich gar nicht.





Nach dem Check-out im Apartment ging es nochmal in die Altstadt und dort habe ich natürlich auch den schönen und berühmten Blick auf die Stari Most, die alte Brücke genossen. Da die Brücke im Krieg zerstört und wiederaufgebaut wurde, ist sie eigentlich gar nicht so alt, aber ich hab mir den Namen nicht ausgedacht. Heute lief ich noch kurz durch den bosniakischen Teil der Altstadt auf der anderen Seite der Neretva. Die unzähligen Reisegruppen waren mir aber zu viel und es ging zurück zum Auto und nach einem Frühstücks Einkauf durch die schöne Berglandschaft zurück nach Sarajevo.




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