Samstag, 7. Oktober 2017

Yerevan und Tbilisi

Christian hatte ne Tour in den Kaukasus geplant und da die Rahmenbedingungen passten schlossen sich Seb und ich an, nur das eingeplante Suffschwein Tim konnte leider nicht mit. Der Treffpunkt war Athen, da wir alle unterschiedliche Zubringer hatten und nach schweine teurem Flughafen Suff waren wir irgendwann komplett und es ging weiter. Der Shuttle zur Unterkunft klappte gut und nach einem Bier mit unserem Host konnten wir endlich für ein paar Stündchen die Augen zu machen. Allerdings nicht zu lange, denn wir wollten ja was von Yerevan sehen und so ging es nach dem Frühstück in die Stadt. Für die rund 10km waren 1500 Dram fällig (rund 2,60€). Zuerst wurden die Tickets fürs Spiel geholt und da zeigte sich, dass Armenien oder zumindest die Hauptstadt nicht so günstig ist wie es die Taxifahrt vermuten lässt. Das erste Bier des Landes gab es an einer richtigen Schmierbude an einer Straßenkreuzung in der Nähe des örtlichen "Baumarktes", Holzhütten am Straßenrand aus denen Schrauben, Werkzeug und Armaturen verkauft werden. Danach liefen wir etwas durch die Stadt und unter anderem auch auf die Yerevan Kaskaden, für die wir Sportskanonen rund 600 Treppenstufen meisterten. Die Stadt ist sehr sauber und ordentlich, mit einem interessanten sowjet Einschlag und teilweise gab es auch das erwartete Gewusel. Insgesamt fehlte mir aber etwas das Abgeranzte und das gewisse Etwas, aber die Stadt hat dennoch ein bestimmtes Flair. Für Sport muss man sich belohnen und deshalb gönnten wir uns ein paar Leckereien und einheimische Brau Spezialitäten, bevor es zum Ground ging. 





 

05.10.17 20:00 Armenien - Polen 1:6, Vazgen Sargsyan Republican Stadium - Yerevan, WM Qualifikation Gruppe E, 6.000 Zuschauer

Das Stadion hat mit knapp 15.000 Plätzen eine angenehme Größe, denn man sieht ja an der heutigen Zuschauerzahl, dass nicht mehr nötig ist. Die Fassdade der Haupttribüne macht ordentlich was her und auch die Säulen hinter den Kurven sind fein anzusehen. Der Gästeblock war voll und extrem gut beflaggt, aber so richtig laut wurde es leider nicht. Zu Beginn gingen ein paar Fackeln an und ein paar Schalparaden boten optisch etwas Abwechslung. Ein paar Armenische Suppprter formierten sich ebenfalls zu einem kleinen Stimmungsblock, aber optisch wurde außer einigen Flaggen rundum nichts geboten. Nach ner halben Stunde führten die Polen schon völlig verdient mit 3:0. Man konnte fast etwas Mitleid mit den Hausherren haben, denn die Gäste konnten den Ball fast ohne Gegenwehr laufen lassen wie sie wollten, das sah wirklich gut aus. Daraufhin wurden die Gäste allerdings etwas zu Arrogant und Armenien brachte plötzlich einiges an Kampf und Leidenschaft mit rein. Dem verdienten Anschlusstreffer hätte in dieser Phase auch gut und gerne ein weiterer folgen können, aber dafür fehlte dann doch etwas die Konzentration. Die Pause nutzte ich für ein Nickerchen, denn ich war mittlerweile mächtig platt. Die Polen dürften sich auch auf etwas Ruhe gefreut haben, denn zehn Minuten Dauerfeuer waren damit beendet. Im zweiten Durchgang konnten die Armenier nichts mehr entgegensetzen und die Gäste spielten das Ding locker runter, auch dank eines gewissen Robert Lewandowski, der mit drei Treffern zeigte was er drauf hat. In der zweiten Hälfte wurde ein Blinker gezündet und daraufhin gab es Stress und einige Boxereien im polnischen Block, genaues war aber nicht zu erkennen. Den erhofften Grillspieß gab es nach der Partie leider nicht mehr, aber ein Pivo an unserer Schmierbude musste es noch sein. Ein paar Bier später ging es ins Bett und kaum später auch wieder raus und weiter ins nächste Land.






Bei der Ankunft in Georgien verabschiedeten sich die anderen Beiden erstmal für ne knappe halbe Stunde in die Waschräume, Gott weiß was da vor sich ging. Die Unterkunft wurde strategisch klug nah am Flughafen und mit kostenlosem Shuttle gebucht. Die im Zuge des Mailverkehrs geschriebenen Worte "You can use your free transfer at any time. Everything will be as You want. Don't worry everything will be OK" und eine exakte Abholzeit ließen keinen Platz für Unbehagen. Als zehn Minuten später nix außer den unzähligen Taxi Mokeln zu sehen war rief ich da mal ganz ohne Stress an, deutsche Pünktlichkeit und so. Von da an war ich aber etwas verwirrt, denn ich war sicher, dass der Willi am anderen Ende der Leitung nix verstanden hat. Später nochmal das gleiche Spiel und beim dritten Mal hat die nette Dame an der Touri Info das auf georgisch gemanagt. Die Taxifahrt ins gut zehn Kilometer entfernte Zentrum war offiziell mit 25 Lari ausgeschrieben, die Fahrt ins knapp 3km entfernte Hotel sollte aber 30 kosten. Auch wenn das für uns ein durchaus verschmerzbarer Betrag war, macht man das natürlich aus Prinzip net mit um so die widerliche Taxi-Mafia zu fördern, da kann dieser Abschaum schön auf irgendwelche Neckermänner warten. Nachdem die Sachen in der stinkenden Gammelbude abgelegt waren (ich hab keinen Plan wie das Hotel Lilo auf ne 7,5 bei Booking kommen kann) ging es mit dem Bus für schmale 0,5 Lari pro Person (1 Lari = 34 Cent) in die Stadt. Die anderen Beiden wechselten den Bus und ich latschte den Kilometer zur Metrostation nicht ganz freiwillig zu Fuß, dafür bekam ich dort aber den Pivo Länderpunkt Georgien. Tiflis flashte mich schon ziemlich und da war es, das was ich eigentlich schon in Armenien erwartet habe. Unfassbareres Gewusel, gleichzeitig aber gepaart mit einer extremen Gelassenheit. Dazu feinster sowjet Charme und überhaupt eine besondere Atmosphäre, die man auf Fotos oder aus Erzählungen nur erahnen kann. Nachdem wir uns Tickets fürs Match besorgt hatten blickten wir uns etwas in der Stadt um und hoppten ein paar Touri Hotspots ab, bevor wir uns in der Atstadt in einer Bar niederließen. Neben uns waren hier auch hunderte Waliser, die ihrem größten Hobby frönten, dem Suff. Am Anfang sangen die Cymry noch, wie man es von ihnen kennt. Das "don't take me home" war am lautesten und ertönte am häufigsten, aber auch ein Mädel wurde mit dem typischen "can't take my eyes off of you" besungen. Mit steigendem Pegel wurde es ruhiger, dafür aber noch deutlich unterhaltsamer und nach einem XXL "mixed grill" und einigen local beer fühlten wir uns gestärkt genug um mit der Metro zum Stadion aufzubrechen. 






06.10.17 20:00 Georgien - Wales 0:1, Boris Paichadze National Stadium / Dinamo Arena - Tbilisi, WM Qualifikation Gruppe D, 20.000 Zuschauer

Das Stadion ist in einem Wort perfekt beschrieben, "Schüssel". Um die mafiösen Verbände zufrieden zu stellen ist es ein Allseater, wie es sich gehört. Dass es ansonsten vollkommen verranzt ist, ohne dabei allerdings den coolnes Faktor zu erreichen, den diese Stadien ansonsten haben, juckt ja keinen. Genauso wenig interessiert es, dass man teilweise in Löcher kacken muss, denn beim Spiel gucken auf'm Arsch zu sitzen ist in einem modernen Stadion scheinbar das Wichtigste, ob man bei was anderem sitzen kann ist egal. Auch wenn den Verbänden mein ungeteilter Hass gilt, ist das auf das Stadion bezogen nicht mal so negativ gemeint wie es klingt. Das Spiel war wie erwartet ein echter Leckerbissen. Überrascht hat mich lediglich, dass Georgien die Ton angebende Mannschaft war. Auf den Rängen ein ähnliches Bild. Die Georgier klar motivierter und einfach aktiver, auch wenn es eher Support aus Kindesschuhen war. Der Gästeblock war gut beflaggt, aber die Akteure einfach zu voll für Aktivitäten. In der zweiten Hälfte fiel durch einen Strich von der Ecke des 16ers ins lange Eck wie aus dem Nichts der sehenswerte Treffer des Tages und von dort an waren auch die Fans etwas aktiver. Von Georgien kam dann leider zu wenig, denn einen Punkt hätten sie aufgrund der ersten Hälfte verdient gehabt. Mit dem guten alten Fußballgott Kachaber Zchadadse hätte Georgien die WM Quali bestimmt locker geschafft.






Nach dem Kick sollten die letzten Geldeinheiten für ein Taxi ausgegeben werden, aber wir fanden eine Investition in Pivo dann verständlicherweise doch deutlich sinnvoller. Also holten wir noch drei Tüten Bier und machten uns auf den Weg um den letzten Bus zu bekommen. Dank des Tipps eines Einheimischen haben wir diesen Bus auch bekommen, denn wir standen an der falschen Bushaltestelle ein paar Meter neben der richtigen und keine fünf Minuten später hätten wir die AK gehabt. Danke unbekannter Fremder. Der Hamburger hatte die Lampen mächtig am brennen und passte sich gut an die asselnde Umgebung an. Der Reiseleiter ausm Westerwald hatte mir ebenfalls einiges voraus, da ich auf einen zweiten Schnaps verzichtete. Leider glaubt man einem halbwegs Nüchternen als Suffi nicht und so beschloss der Führer uns ein paar Haltestellen zu spät aussteigen zu lassen. Die Strecke zog sich ganz schön und ich weiß nicht was genau die beiden Suffköppe getrieben haben, aber ich hab sie unterwegs verloren und sie hatten noch gut Spaß und haben sich fest in den Kopf gesetzt in einem Laufhaus untergekommen zu sein. Naja, komplett abwegig war das vielleicht nicht, aber nein. Am Flughafen haben mich die Kollegen noch ausgelacht weil ich den längsten Stopp haben und als letzter ankommen sollte, aber da ich als Einziger keinen Flug verpennt oder verpasst habe lief das am Ende etwas anders ab. Dumm gelaufen ihr Dullis.

Zwei Spiele mit neuen Länderpunkten, 18 neue Biere und  tolle Erlebnisse mit zwei coolen Hunden, einfach eine geile Tour!


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