Sonntag, 15. September 2024

VV Sint Truiden - OH Leuven

15.09.24 16:00 Sint-Truidense VV - Oud-Heverlee Leuven 2:1 (1:0), Stayen, Division 1A, 6.147 Zuschauer

Anstatt eines gemeinsamen Urlaubs in Kanada und den USA mit den jeweiligen Länderpunkten, sitze ich nun zwischen zwei Arbeitswochen alleine in Belgien. So ist das Leben. Schön. Sint-Truiden liegt in der flämischen Provinz Limburg und beherbergt rund 40.000 Einwohner. In der dörflich geprägten Vorstadt war ich etwas überrascht über eine leicht bekleidete Dame in einem Schaufenster eines unscheinbar wirkenden Hauses. Hab ich mich verguckt? Nö. Es folgten einige dieser Etablissements, die dann meist auch etwas offensichtlicher daher kamen. Das Internet sagt, dass der Luikersteenweg in Sint-Truiden als "Chaussée d'Amour" bekannt ist und dort 42 Bordellgenehmigungen erteilt wurden. Der Schaufenster-Bummel für Männer blieb aufs vorbei Fahren im Auto beschränkt und ich schaute stattdessen kurz am „Grote Markt“ vorbei. Das war wohl der weniger spektakuläre Teil. Auf dem Weg zum Stadion sah ich einige Aufkleber der heimischen Szene und dachte, dass es ja vielleicht ganz unterhaltsam werden könnte. Wir sind in Deutschland was Fankurven angeht durchaus verwöhnt und ich will keinem zu nahe treten, nehme aber vorweg, dass das eher Oberhausen gegen Meppen als erste Liga war. Dafür sehen die Stadien in Belgien nicht alle gleich aus. Das Stayen ist nach der letzten Renovierung 2014 zwar ein modernes Stadion mit Läden, Büros, Cafés, einem Hotel usw. aber ich würde behaupten, dass es in dieser Zusammensetzung der Tribünen einmalig ist. Der Kunstrasen ist natürlich scheiße, mit weißen Linien aber weniger schlimm als er es mit gelben wäre. Außerdem ist es ein Kunstrasenplatz mit ordentlich Ausbau, da muss man mal ein Auge zudrücken. Koninklijke Sint-Truidense Voetbalvereniging gegen Oud-Heverlee Leuven, das klingt doch wie Musik in den Ohren. Aber das hört sich besser an, als es ist. Tabellarisch spielt der 15. gegen den 6. und dem gemeinen deutschen Fußballfan werden die Vereine beide nix sagen. STVV trägt seit 1924 die Stammnummer 373, hat zweimal die Quali für den UI-Cup geschafft und zweimal im Pokalfinale gestanden. Das sind die größten Erfolge des Vereins. Gehört hat man den Namen in Frankfurt vielleicht, da Pokal- und Europacup-Sieger Daichi Kamada für ein Jahr von der Eintracht nach Sint-Truiden ausgeliehen war. Die Gäste aus dem 45 km entfernten Löwen hab ich diese Saison schon in Beerschot gesehen und verdrängt wie schlecht das Spiel war. Sonst hätte ich den Spielbesuch hier vielleicht nochmal überdacht. In der 47. Spielminute gingen die Kanarienvögel nach einem einfachen, aber schön gespielten Angriff in Führung. Viele der Zuschauer warteten da schon auf ihr Jupiler, die Fritten oder wollten sich eine dieser scheiß Bezahlkarten kaufen und verpassten das 1:0. Ecke, Kopfball, Tor hieß es nach einer Stunde und unverdient war das 1:1 sicher nicht. Die zweite Hälfte war insgesamt etwas munterer und nach einem ordentlichen Schuss ins Eck stand es zehn Minuten vor Schluss 2:1. Das wurde mit etwas gelbem Rauch gefeiert und auf einmal supportete der gesamte Block und konnte kurz sogar den Rest des Stadions animieren. Bis dahin waren beidseitig 40-80 Leute am Support beteiligt, wobei das im Gästeblock häufiger der Fall war und auch mit etwas mehr Bewegung ablief. 11/15 heißt es nun in der höchsten belgischen Spielklasse und wer weiß, vielleicht hab ich ja irgendwann mal eine internationale Liga komplett. Die Frage nach dem Warum kam zwar auch heute mal wieder auf, aber schlussendlich geht es in Belgien für viele ja nur um den Frituur Besuch.






Sonntag, 8. September 2024

FC ODA - DESM

08.09.24 14:30 FC ODA - DESM 1:3 (0:2), Sportpark De Moostdijk (Weert), KNVB Beker Amateurs Poulefase, 190 Zuschauer

Gestern fehlte mir mal wieder die Motivation was zu machen, auch wenn es im nahen Belgien vielleicht schöner gewesen wäre, als zu Hause. Damit mir die Decke nicht auf den Kopf fällt, ging es heute raus, obwohl ich erneut nicht wirklich motiviert war. Rasen und ne kleine Tribüne waren die eigentlich nicht allzu hohen Anforderungen. Natürliches Grün ist auf den Sportplätzen im Umkreis aber leider immer seltener zu finden und auf ne weite Fahrt hatte ich keinen Bock. Da bot es sich nach über einem Jahr mal wieder an, in das nördliche der westlichen Nachbarländer zu fahren. Zwar versuchen die Käsköppe mit Tempolimit 100 und der dämlichen CC Verpflichtung Menschen aus ihrem sinnlosen Land fern zu halten, aber bei grenznahem Amateurfußball funktioniert das nicht. Wie der 08/15 Stadion Einheitsbrei mit abstürzenden Blech Dächern in den oberen Ligen, so gehören die verrückten Vereinsnamen und ihre Abkürzungen in den unteren Ligen in den Niederlanden fest dazu. MBC in Maasbracht sollte meine Anforderungen erfüllen und tatsächlich kickten sie auch auf Rasen, aber dummerweise nicht wie angegeben auf dem Platz mit der Tribüne. Also weiter. Den Anpfiff zu erleben war nun zwar unrealistisch, aber auf ein paar Minuten kommt es mir da ehrlicherweise nicht an. Dafür wurde ich mit einer ordentlichen Zuschauerzahl belohnt. Es handelte sich bei diesem Pokalspiel nämlich um ein Derby, bei dem beide Vereine in Weert beheimatet sind. Die kleine, aber feine Tribüne samt daneben gelegenen Stufen und der Naturrasenplatz waren genau das war ich wollte. Ein Bierchen bei den vielleicht letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres wurde mir allerdings verwehrt, da irgendein geschmacksverirrter Trottel beschlossen hat, hier auf die angebliche Königin unter den Bieren zu setzen. Das darf doch wohl nicht Warstein. Einer der seltenen Fälle, in denen ich froh über ein Bitburger gewesen wäre. In einem seltsamen Spiel bzw. mit einem seltsamen Ergebnis bestraften die Gäste vom nur 4 km entfernten Platz die Hausherren für diese verheerende Wahl des Bieres. Der Zehntligist "Door Eendracht Sterk Moesdijk" gewann die Partie nämlich etwas überraschend und wenn man das Warsteiner mal außen vor lässt unverdient gegen "Overwinnen Door Aanhouden" aus Liga Neun. Allein im letzten Drittel der ersten Hälfte machte ODA mehr Druck und erspielte sich mehr Chancen als DESM im gesamten Spiel. Augenscheinlich hat der Fußballgott auch etwas gegen die Königin unter den Bieren. Wer kann es ihm verübeln? In der Frittenbude bekam ich dann auch mein Bier und konnte einen Haken an der versöhnlichen Tag mit dem Nachbarland setzen. 




Sonntag, 1. September 2024

SV Herborn - Oberscheld

01.09.24 15:00 SV Herborn - SV Oberscheld 3:1 (0:1), Rehberg Stadion - Nebenplatz, Kreisliga A Dillenburg, 60 Zuschauer

Der Sonntag sollte ganz klassisch dem Amateurfußball gewidmet werden. Rasenplatz, ne erste Mannschaft und etwas Ausbau waren meine Wünsche. Herborn schrie dabei am lautesten hier. Die Stadt wird zwar von Hessen umschlossen, der Lahn-Dill-Kreis grenzt in der Nähe aber an NRW und RLP. Herborns historische Altstadt zählt zu den besterhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen Deutschlands. Dummerweise war der Rasenplatz nicht abgekreidet und verwaist. Schade, aber was soll's. Ausbau gibt's hier auch am Nebenplatz. Die Alternativen im Sauerland wären auch alle auf KR gewesen. Ohne Ausbau wäre ich allerdings nach Hause gefahren. Die teils zugewucherten Natur-Stufen mit ihren Bänken oder eben nicht mehr vorhandenen Bänken hatten aber so viel Charme, dass ich mich entschied zu bleiben. Herborn war die aktivere Mannschaft, bei Oberscheld sah es in der ersten Hälfte aber etwas mehr nach Fußball aus. Ein direkt verwandelter Freistoß, ein ordentlicher Strahl schlug im Netzt ein und mit dem 0:1 ging es auch in die Pause. Schönes Ding. Schöne Flanke, schöner Kopfball, schönes Tor. 1:1. Ich bin ja kein Freund davon die Regeln in unterschiedlichen Alters- oder Spielklassen anders auszulegen oder sie gar zu ändern. Ob es aber sinnvoll ist Abseitspositionen zu pfeifen, wenn man ohne Linienrichter spielt und der Schiri seinen Bewegungsradius rund um den Mittelkreis hat, würde ich trotzdem hinterfragen. Das 2:1 hätte nämlich höchstwahrscheinlich nicht zählen dürfen, war aufgrund der zweiten Hälfte aber trotzdem verdient. Außerdem war es letztendlich nicht spielendscheidend, denn kurz vorm Schlusspfiff sorgte ein schönes Kurzpassspiel fürs 3:1. Überraschend tolle Tore in der neunten Liga. Herborn und Oberscheld trennen nur rund 10 km. Es war aber sehr auffällig, dass die Gäste gefühlt nur mit Almans spielten und die Hausherren fast ausschließlich mit türkisch stämmigen Spielern. Das spiegelte sich auch im Publikum wieder. Zwei Türken sind mir dabei positiv aufgefallen, denn sie haben sich tatsächlich untereinander auf deutsch unterhalten, was ich bisher nur selten erlebt habe. Nicht dass es zwingend schlimm wäre, wenn man das wie die in Türkgücü Klamotten gekleideten Herren nicht tut, aber es zeugt meiner Meinung nach schon von gelungener Integration und vielleicht auch einem gewissen Respekt. Sauer Gespritzten gab es nicht und so musste ich den verpönten Äppler-Cola zur Rindswurst trinken, aber unter uns - schlecht schmeckt das nicht.