Montag, 30. Dezember 2024

Bologna - Verona

Die Zeit zwischen den Jahren verbringen viele deutsche Stadiontouristen auf der Insel. England hat für mich fußballtechnisch gesehen aber den Charme von Offenbach und da zieht mich nichts hin. Irgendwie hatte ich aber kurzentschlossen doch nochmal Lust raus zu kommen, was Neues zu sehen und irgendwie auch auf ein Fußball Spielchen. Italien bot sich an und auch wenn die Flüge einen Tag vorher natürlich nicht günstig waren, so waren sie doch bezahlbar. Also mal eben von Frankfurt nach Bologna. Vielleicht ein bisschen verrückt und unvernünftig, aber so bin ich und mir ist vom vielen Grübeln einfach die Decke auf den Kopf gefallen. Raus, raus, raus. Reisen soll ja entspannen. Na klar. Der erste Aufreger ließ nicht lange auf sich warten und gebührt natürlich mal wieder der Bahn. 10,55 € für die einfache Kurzstrecke Hanau-Frankfurt mit der Bimmelbahn. Unfassbar. Im Gegensatz zu Florian S. auf dem Traumschiff verstand mein heutiger Käpt'n sein Handwerk und setzte den Kranich sowas von butterweich auf den italienischen Boden. Die Wolken und der Nebel hingen scheinbar nördlich der Alpen fest, so dass mich die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna und mit ihren knapp 400.000 Einwohnern mit schönstem Sonnenschein empfing. Das oder besser die Wahrzeichen der Stadt sind zwei Türme, der Torre Garisenda und der Torre degli Asinelli. Die beiden um 1100 gebauten Türme zählen zu den letzten Überbleibseln der Geschlechtertürme aus dem Mittelalter. Inmitten der Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert befindet sich auch die Besonderheit von Bologna, die knapp 40 km langen Arkadengänge. Rund um die Piazza Maggiore zeigt die schöne Altstadt ihre tolle Architektur, sowie ihre lebendige Atmosphäre. Einmal quer durch und zur Kirche San Michele In Bosco. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt. Dank lecker Ciabatta mit Schweinbraten vom Metzger musste ich nicht verhungern und dank Birra Moretti nicht verdursten. Die schlappen 3km von der Altstadt zum Stadion kann man auch problemlos laufen.




30.12.24 20:45 Bologna FC - Hellas Verona FC 2:3 (1:2), Stadio Renato Dall'Ara, Serie A, 26.484 Zuschauer

Das Stadion wurde wie das Frankfurter Waldstadion 1925 gebaut bzw. eröffnet. Das Markenzeichen des Stadions, in dem vier Spiele der legendären WM 1990 stattfanden, ist das sehenswerte Marathontor auf der Gegengeraden. Von außen ist das Teil schon eine Wucht. Haltet mich für bekloppt, aber ich hab beim Fotografieren Vergleiche zum Colosseum gezogen. Der belgische Tingeltangel-Bob Arthur Theate spielte eine Saison in Bolgna und mit Lajos Detari kickte ein weiterer in Frankfurt nicht unbekannter Spieler ebenfalls bei den Rossoblu. Neben zwei Pokalsiegen durfte Bologna sieben Meistertitel feiern. Der Letzte stammt allerdings aus dem Jahr 1964 und die davor allesamt aus der Vorkriegszeit. Bologna ist auch einer der drei Sieger des Intertoto Cups 1998, den sie auch dank der 22 Saisontore von Roberto Baggio erreichten. Aktuell steht Bologna auf einem guten 7. Platz mit Anschluss nach oben und Verona liegt knapp vor dem unteren Strich auf Platz 17. Vorm Spiel war auf den Rängen nicht viel los. Erst zum Vereinslied und der dazugehörigen Schalparade waren die Tifosi da. Die schön melodischen Gesänge machen einfach Spaß und bringen den „Forever Ultras“ und „Freak Boys“ bestimmt gute Noten im Musikunterricht ein. Den Gegner zum Fürchten bringt die Kurve aber nicht. Von den Gästen aus dem 150 km entfernten Verona hing nur ein „Hellas Army“ Banner und die Jungs supporteten auch etwas, aber nicht erwähnenswert. Das 1:0 fiel durch einen abgefälschten Schuss knapp im 16er. Die Kurve feierte das mit ein paar Wunderkerzen. Das 1:1 war ein ganz doofer Schnitzer in der Abwehr. Ein verhungerter Pass ging ohne Not anstatt zum Mitspieler zum Gegner. Doppelpass. Tor. Zwei, drei Fackeln landeten daraufhin vom Gästeblock im Schützengraben. In der Verlängerung der ersten Hälfte gingen die Veronesi durch einen schnellen Angriff und eine erneut schläfrige Abwehr mit ihrer zweiten Chance ziemlich unverdient in Führung. Pause. Kalt. Ein früher Platzverweis, vermutlich durch Tätlichkeit, dezimierte die Rossoblu im zweiten Durchgang. Das Spiel wurde ruppig und hektisch. Unterhaltsam. Beim 2:2 knallte ein Freistoß mit voller Wucht gegen den Pfosten und der Abstauber war drin. Kurz vor Schluss landete ein Freistoß im Lauf des Verteidigers und zappelte im heimischen Netz. Heute trifft die alte Fußball-Weisheit definitiv zu, dass du bestraft wirst, wenn du deine Gelegenheiten nicht nutzt. Mehr als ein Unentschieden hätten die Gäste aus diesem Spiel eigentlich unmöglich mitnehmen können. Da gab es durchaus Parallelen zu unserem Spiel gegen die Kasper vor gut einer Woche.





Nach dem Spiel war es leider zu spät für eine gemütliche Pizza mit nem Weinchen im Restaurant, aber der Meister machte mir zumindest noch ein sehr leckeres Exemplar zum Mitnehmen. Grazie. Am nächsten Morgen wurde es nochmal eng. Der Italiener in mir hielt es nämlich für eine gute Idee, eine gute Stunde vorm Boarding noch un caffè in der Stadt zu trinken. Der Flughafen ist zwar zentral, aber der Italiener an sich ist chaotisch und die Schlange am Security Check war schlimmer, als sie es in Dortmund je sein könnte. Tolle Stadt, tolles Stadion, toller Tag. Schlussendlich war die Tour finanziell aber einfach unvernünftig. La dolche vita, das süße und scheinbar unbeschwerte Leben in Italien ist schon toll. Den eigentlichen Zweck der Reise, abzuschalten, hat sie aber nicht erfüllt. Das klappt nämlich nur, wenn man selbst auch abschalten kann.


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