Samstag, 10. November 2018

Zypern / Apollon - Eintracht

Eintracht Frankfurt International! Im November nochmal ordentlich mit der Freundin Sonne tanken und dabei die Eintracht sehen, das passt. Zum Start hing ich noch etwas vom legendären Alexander Marcus Konzert in den Seilen und verzichtete deshalb sogar auf's obligatorische Flugzeug Bier. Dem "grandiosen Shopping Erlebnis über den Wolken" konnte ich aber nicht widerstehen, da mein Duftwasser verschleudert wurde. Das dritte Mal Zypern, aber die nervigen vier Flugstunden hatte ich kürzer in Erinnerung. Ebenfalls war es das dritte Mal als Fahrer im scheiß Linksverkehr. Auf Zypern hatte ich dieses Vergnügen allerdings noch nicht und nach unserem Unfall im ersten Anlauf hatte ich auch Respekt davor. Die abendliche Trainingsfahrt zur Unterkunft klappte aber und so konnte die Karre am nächsten Tag nach einem Englisch breakfast in der Morgensonne zuversichtlich nach Ayia Napa bewegt werden. Auf ner knapp 15 km langen Wanderung ging es dort über schöne Strände, durch warmes kristallklares Wasser und vorbei an sehenswerten Felsformationen wie dem Kap Greco zum östlichsten Punkt der EU. Dabei konnten neben den üblichen Eidechsen auch Hardun Agamen gesichtet werden. Das juckt zwar keinen, es sind aber die größten Echsen Viecher, die ich in der freien Natur bisher gesehen hab. Noch vor 17 Uhr ging ratzfatz die Sonne unter und nach einem leckeren Gyros Pita ging es zurück und als Belohnung warteten ein paar Säfte im Kühlschrank.




Als Dank dafür, dass Katja morgens nicht hetzte und allgemein weniger stressige Urlaubstage plante, verzichtete ich heute auf den Drittliga Kick im 16.000er Makareio Stadio. Routiniert wurde der Opel auf den Olympos gesteuert, der mit knapp 2.000 Metern der höchster Berg Zyperns ist. Zwar machte mir das Unterbewusstsein klar, dass es da oben keine 25 Grad sein würden und ich packte ne lange Hose ins Auto, für was Langärmliges reichte der Verstand aber nicht aus. Glücklicherweise ist die Frau kluk und so konnte ich meinen Astralkörper bei kühlen acht Grad zumindest in ne viel zu enge Jacke pressen. Die gut 7 km rund um den Berg führten durch Pinien Wälder und vorbei an steinigen Klippen mit tollen Ausblicken. Soweit alles easy. Die zweite Wanderung des Tages zum Kalidonia Wasserfall war zwar nur 2 km lang, ging aber konstant bergauf und hatte mehr mit Klettern als mit Laufen zu tun. Der "Weg" am Wasser entlang machte zwar Spaß, war aber anstrengend und wirklich spektakulär war der Wasserfall nicht. Auf jeden Fall war ich danach richtig am Arsch und froh, die Rückfahrt halbwegs wach überstanden zu haben. Bevor ich mir die wohlverdienten Kannen reinschrauben konnte, musste ich aber erstmal für zwei Stunden in die Horizontale. Kinder, versucht bloß nie alt und dick zu werden.




Heute war es soweit, das erste internationale Auswärtsspiel der Eintracht in diesem Jahr mit Zuschauern. Das Auto wollten wir strategisch klug am Stadion abstellen und mit dem Bus ins Zentrum fahren. Dieser sollte nach alter Rheinbahn Manier aber erst 50 Minuten später starten. Also kurzerhand umentschieden und selbst rein gefahren, was den Nachteil hatte, dass der Platz am Steuer weiterhin an mich ging. Katja wollte eine längere Tour durch die Altstadt machen, was ich beim letzten Mal schon erledigt hab und so trennten sich unsere Wege vorerst. Schnell traf ich ein paar Leute vom Fanclub und bei zwei, drei Bier und guter Laune stieg die Vorfreude. Das Wissen noch fahren zu müssen drosselte aber nicht nur die Menge an Drinks, sondern leider auch meine Stimmung. Nach dem kleinen Umtrunk ging es nochmal mit der Freundin in den Nordteil der Stadt. Zypern wird seit der Besetzung des Nordes durch die türkische Armee von einer Grenze geteilt. Diese Pufferzone, auch "Green Line" genannt, wird von UN Truppen überwacht. Die Türkische Republik Nordzypern wird von keinem Land außer der Türkei als Staat anerkannt, aber dass Türken sich über Regeln und Gesetzte stellen ist nicht ganz unbekannt. Die Altstadt von Lefkosia ist an sich echt nett, aber kein Highlight. Die Geschichte und Teilung der Stadt machen sie aber zu etwas besonderem. Die Sandsäcke, Ölfässer und Stacheldraht Zäune wirken zwar einerseits bedrückend, andererseits aber auch faszinierend. Nach einem gemeinsamen Essen war es Zeit sich durch den dichten Verkehr zum Stadion zu kämpfen.



08.11.18 19:55 Apollon Limassol FC - Eintracht Frankfurt 2:3, Stadio Neo GSP, Europa League, 6.888 Zuschauer

Zwar gibt es in Lemesos ein ausreichend großes Stadion, die Voraussetzungen der UEFA zwingen aber alle zypriotischen Vereine auf internationaler Ebene im Nationalstadion zu spielen. Die illegalen Geschäfte der korrupten Herren brauchen schließlich einen würdigen Rahmen. Mit gut 4.500 Frankfurtern und somit in etwa doppelt so vielen wie vor ziemlich genau fünf Jahren gegen APOEL, machte sich eine unglaubliche Masse auf den über 3.000 km weiten Weg. Natürlich sind das dann nicht nur Leute aus der aktiven Szene und da auch meine Freundin nicht unbedingt dazu zählt, standen wir heute etwas abseits. Auf Zypern braucht man seit dieser Saison eine Fancard, die von den aktiven Szenen boykottiert wird. Das Resultat sind leere Stadien ohne Stimmung, aber die Verbände lernen einfach nicht dazu und entfernen sich europaweit immer weiter von den Fans und der Basis. Wie immer auf internationaler Bühne gab es eine Choreo. Diesmal mit schwarzen und weißen "Luft-Tüten", zu denen natürlich auch wieder "Leuchtstäbchen" gezündet wurden. Von den wenigen Zyprioten kam zwar kein Support, ihre griechischen Wurzeln können sie aber nicht verbergen und so wurde teilweise ordentlich gepöbelt. Dessen Höhepunkt war ein "fuck off Limassol" und "fuck you Eintracht" Battle. Lustig waren ein paar vermummte Kinder, die auf der Gegengeraden einen auf Halbstarke machten. Anfangs fand ich die Lautstärke bei uns erschreckend schwach. Da der harte Kern aber fast durchgängig supportete und ein Großteil der Kurve häufig mitmachte, schob ich das aufs fehlende Dach. Eine solche Masse Adler kann nämlich gar nicht so leise sein, das sagt einem schon die Ratio. Spätestens als "S_G_E" und "schwarz_weiß_rot" beim "das sind unsre Farben" ziemlich krass zurück hallten war aber klar, dass es täuschte und der Support auf dem Rasen deutlich besser ankam, als auf den hinteren Plätzen. Limassol war zwar besser im Spiel, als vor zwei Wochen im Waldstadion, in der Anfangsphase gab es allerdings auf beiden Seiten keine wirklichen Abschlüsse. Bis Jovic in der 17. Minute die Führung erzielte und uns einen weitern Schritt in Richtung nächster Runde schoss. Jaaa! Viel mehr passierte bis zur Pause auch nicht, nur dass Stendera Gelb dafür bekam, weil er der Wurst an der Außenlinie Hessisch beibringen wollte. In der zweiten Hälfte erhöhten wir den Druck und der einzig vernünftige Franzose der Menschengeschichte erhöhte nach ner guten Gacinovic Flanke auf 2:0. Kurz danach schnappte sich Gacinovic einen Fehlpass und hämmerte den Ball zum 3:0 ins Netzt. Baam! Mit diesem Tempo hätten wir sie an die Wand gespielt, aber die Jungs schalteten wieder einen Gang runter. Apollon kam zwar zum Anschluss und Stendera flog mit der Ampelkarte vom Platz, aber wirklich gefährlich wurde es zunächst nicht. In der Schlussphase bettelten wir aber etwas zu sehr um ein weiteres Gegentor. Willems stellte sich zu dämlich an und da man sich im heutigen Profi Fußball nur zu gerne fallen lässt, gab es Elfmeter. Der war drin und sowohl mein Schein mit dem 3:1, als auch der mit dem Handicap waren futsch. Wenn der Treffer früher gefallen wäre, hätte der Sieg nochmal gewackelt, aber so war Schluss und wir ziehen vorzeitig und völlig verdient mit der perfekten Ausbeute aus den ersten vier Spielen in die nächste Runde ein. Mit Lazio und Marseille in der Gruppe, das ist so geil. Wer hätte das gedacht? Die SGE ist wieder da! Sehr cool fand ich, dass unser Trainer zum Feiern in die Kurve kam und mächtig gut drauf war, was man von ihm nicht gewohnt ist. Wir haben Adi Hütter und zwicken eure Mütter, oder so ähnlich. Europas beste Mannschaft!



Am nächsten Tag ging es zu den Ausgrabungen der antiken Stadt Kourion. Das letzte Ziel vor unserem Unfall damals. Für manche sind das einfach nur ein Haufen Steine und zu sehr beeindruckt es mich auch nicht. Die Badanlagen mit Hypokaustum finde ich aber schon interessant, wenn man bedenkt wie lange das her ist und wie fortgeschritten die alten Römer und Griechen damals waren. Mit Aris, dem dritten Verein in Limassol, sollte heute das Stadion gemacht werden, in dem auch Apollon normalerweise kickt. Allerdings war es noch zu früh, um die Zeit bis zum Ankick zu überbrücken und so ging es zurück in Richtung Larnaca. Durch das stupide und langsame rumgeeiere auf den Straßen war ich wieder so müde, dass ich gar keinen Bock mehr hatte nochmal los zu fahren. Ganz ohne neuen Ground konnte ich die Insel aber nicht verlassen und Katja zeigte sich gnädig und steuerte das Auto zu folgendem Kick.



09.11.18 19:00 Ethnikos Achnas - Karmiotissa Polemidion 2:2, Stadio Ethnikou Achnas, 2. Division, 350 Zuschauer

Dasaki Achnas liegt in einer der beiden britischen Militärbasen auf Zypern. Die Bewohner flüchteten bei der Besetzung des Nordens hierher und gründeten ein neues Dorf. Ihr ursprüngliches Dorf Achna liegt unweit von hier verlassen in der Pufferzone. Die Heim Mannschaft spielte den besseren Fußball, das fand ich im Ansatz teilweise überraschend gut. Trotzdem mussten sie zweimal einem Rückstand hinterher laufen und kamen am Ende nur zu einem Punkt. Auf jeden Fall war der Kick nicht so einschläfernd wie erwartet. Die Gäste hatten ein paar Anhänger hinter sich, die mit Bannern, ein paar Fahnen und unkoordiniertem Getrommel auf sich aufmerksam machten. Ich würde mich mal festlegen, dass keiner von ihnen älter als Zwölf war. Beim Anhang der Heimelf ein ähnliches Bild, ein paar Banner und Fahnen, ne Trommel und Kinder. Wobei diese zum Teil etwas älter waren, vielleicht sogar über 14. Das junge Alter hielt die Kids aber nicht davon ab, ordentlich gegeneinander zu pöbeln. Pöbeln, das können sie hier. Auch die Erwachsenen tun das. Teilweise ununterbrochen und bei jeder Spielszene. Ob sinnvoll und verständlich oder auch vollkommen sinnbefreit und unnötig. Da wird auch mal einfach aus Lust und Laune heraus ne volle Wasserflasche gegen die Auswechselbank des Gegners geworfen. Ja, unterhaltsam war es schon irgendwie.



Nach dem Spiel war eine Sache tonangebend. Hunger! Seit dem Frühstück nix gegessen und das im Urlaub, eigentlich unvorstellbar. Aus nem Restaurant im Ort roch es richtig geil nach Gegrilltem, aber der Laden war leider überfüllt. So ging es nach Larnaca und zwischen dem Kastell und der Lazarus Kirche wurden wir im "To Sieradiko" fündig und dieses Restaurant kann ich nur empfehlen. Im Gegensatz zu den Touri Fallen an der Promenade mit ihren "Einsammlern" und bunt bedruckten Karten, saßen hier fast ausschließlich Einheimische und die handgeschriebene Karte wirkte sehr einladend. Es war spät und wir hatten gerade noch Glück eine zypriotische Mezé bestellen zu können. Ähnlich wie bei Tapas werden hier die verschiedensten Gerichte auf kleinen Tellern gereicht und was da angetischt wurde war nicht nur von der Auswahl, sondern auch vom Geschmack her absolut genial. Zum Abschluss gab es noch einen Zivania und nach einem Blick in den Sternenhimmel war der Urlaub auch schon vorbei, denn am frühen Morgen ging es über Athen zurück ins Land der Vollidioten.



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