24.08.23 20:00 PFC Levski Sofia - Eintracht Frankfurt 1:1, Stadion Vasil Levski, Conference League Qualifikation, 43.000 Zuschauer
Eintracht Frankfurt International! Da kann man auch mal den teuersten Revisit des Lebens machen. Als noch nix klar war, hatte ich Urlaub von Mi-Fr angekündigt. Als dann der Tagesflieger fix war, wurde der Mittwoch gestrichen und ein etwas früherer oder mindestens pünktlicher Feierabend vereinbart. Sklaverei ist in Deutschland zwar offiziell verboten, aber für Chefs ist man oft nicht mehr und so wurde es natürlich und unnötigerweise wieder später. Danke. Man muss heutzutage leider ein Arschloch sein. So wurde Herr Jan später eingesammelt, Herr Marco musste länger warten und die Nacht hatte ganze zwei Stunden. Top Voraussetzungen. Sektion Rheingau weckte mich ein paar Sekunden vorm Wecker, weshalb ich den Wecker etwas weniger hasse. Am FRA gelang Marco ein wahrer Zaubertrick. Wie sau ich meinen Bordingpass mit Schokolade ein, ohne welche zu essen. Wenn der Tiger einen von Dieter und Detlef gefressen hat, stehen dir die Türen offen. Um 7 Uhr konnte man endlich von Auswärtsfahrt reden, denn es gab Bier. Im Flieger wartete kostenneutrales Binding und schon waren wir in Sofia. Die Busfahrt zum Treffpunkt beim Lake Ariana am Stadion war sehr kurz. Dort konnte man zwar entspannt sitzen, aber anstatt eines schönen Sees erwartete uns eher ein Tümpel aus dem Blinky, der dreiäugige Fisch der Simpsons stammen könnte. Das erste Bier blieb uns auch im Hals stecken. Ursprünglich lagen Karten für Speis und Trank auf den Tischen, die das Bier mit 4 Lew (2€) anpriesen. Diese wurden aber entfernt und plötzlich sollte das Bier 10 Lew kosten. 150% Aufschlag, die für eine besondere Mentalität sprechen. Man kann zwar gern jedes 3. Welt Land in die EU aufnehmen, aber Zigeuner bleiben halt Zigeuner. Den Preis für die reichen Deutschen um 2 Lew zu erhöhen, hätte ich ja verstanden, aber so dreist und dumm vorzugehen ist schon krass. Die Deutschen sind nämlich nicht alle so reich und spendabel, wie unsere Regierung es gerne vermittelt, wenn sie mit unserem Geld nur so um sich schmeißt. Im Kiosk umme Ecke gab es fünf Kannen gekühltes Pivo und fünf Softdrinks für 16 Lew. Ein paar unverbesserliche orderten zwar weiter dort, aber über den Großteil beschwerte sich der Zigeuner Häuptling mit seinem löchrigen Shirt fortan bei den Cops, die das aber einen Scheiß interessierte. Du hättest das Geschäft deines Lebens machen können, aber dumm sind wir auch nicht, du Hurensohn. Irgendwann war es so weit und es ging rein. Ich muss einfach immer wieder erwähnen wie geil ich es finde, wenn man ein Stadion schon anhand seiner Flutlichtmasten erkennt. Leider eine aussterbende Spezies. Levski ist natürlich kein Wald und Wiesen Verein oder Retorten Club, aber mit einem vollen Haus hätte ich nicht gerechnet. Schon gar nicht, dass es so früh voll wird. Respekt. Auch das brutal laute einsingen, bei dem das ganze Stadion mitzog, machte Freude und beeindruckte. Genau wie die Ostblock Schüssel an sich, die ich vom Derby 2012 kannte. Petar Houbchev, der zu meiner Anfangszeit als Eintracht Fan 107 Spiele für unsere SGE absolvierte, stand auch 125 mal für Lewski auf dem Platz, so als Randnotiz. Trotz oder gerade unseres der Kurzfristigkeit geschuldeten kleinen Mobs von rund 800 Leuten war die Stimmung sehr gut. Man merkte, dass die Reise weitestgehend nur angetreten hat, wer auch Bock hatte. Gegen die Übermacht der Heimfans hatten wir aber kaum eine Chance. Schön ohne Touristen im Block, aber die sollen auch net rumheulen dass sie nie Karten bekommen, wenn sie solche Möglichkeiten liegen lassen. Kolo Muani ließ gleich zu Spielbeginn nichts liegen, sorgte sehr früh für die Führung und zog dem Levski Anhang kurz den Stecker. Dann verpassten wir es aber den Druck in ein weiteres Tor umzuwandeln, das den Bulgaren vermutlich das Genick gebrochen hätte. So fiel kurz vor der Pause das 1:1. Ach nee, dank einer Kombination aus purem Glück und absolutem Unvermögen schob der Levski Kicker den Ball vor der Linie des freien Tors in Trapps Arme. Die neue Titelstory der Fußball Pannenshow - unfassbar, aber gut. Pause, Wasser, durchatmen. In der zweiten Hälfte bettelten wir um den Ausgleich, indem wir uns nur aufs verteidigen konzentrierten und absolut fahrlässig mit den Kontern umgingen. Bis in die Nachspielzeit hinein ging das zwar gut, aber dann wurde ein Ball dämlich und unüberlegt in die Mitte zum Gegner verteidigt. Wenn wir das Ding da weghämmern, war’s das. So gelang den Hausherren mit einem Sonntagsschuss ein wahres Traumtor zum Ausgleich. Trapp machte sich zwar lang, aber der Ball schlug unhaltbar im Winkel ein. Der Lethargie folgte die Erkenntnis, dass es vermeidbar aber verdient war. Die einstündige Blocksperre tat in dieser lauen Sommernacht ganz gut. Bei einem Bierchen am Flughafen wurde nochmal etwas philosophiert, bevor man in den unmöglichsten Positionen irgendwie versuchte, dem von den Strapazen geschunden Körper ein paar Minuten Schlaf zu gönnen. Im Flieger das gleiche Bild und totenstille. Die zwei Stunden Rückfahrt im Auto waren die Hölle, aber nach Ankunft war Winterschlaf angesagt. Danke Jungs und das „nie mehr“ war beim Aufwachen auch schon weitestgehend verflogen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen